HERZ-DOKUS

Die Seele will frei sein

Eine Reise zu dir selbst 

In unserem inneren Kopf spult sich fortwährend ein innerer Dialog ab, der nie zum Stillstand kommt. Diese innere Stimme kann von einer Sekunde auf die andere die Fronten wechseln, wenn das zu helfen scheint. Wenn sie sich irrt, korrigiert sie einfach ihren Standpunkt und fährt, als wäre nichts gewesen, mit dem «Geplapper» munter fort. Diese Stimme lässt uns nicht einmal in Ruhe Fernsehen, sondern sie gibt dauernd ihren Senf dazu, oder lenkt uns durch ihr ewiges «Gequatsche» und unnützen Kommentaren und den inneren Dialogen vom eigentlichen Film ab.

Es gibt nichts Wichtigeres auf dem Weg zu wahrem Wachstum als die Erkenntnis, dass wir nicht identisch sind mit der Stimme unseres Denkens, resp. unseres Verstandes. Wir sind diese Person, welche diese Stimme hört!

Letztendlich erkennen wir, dass die wahre Ursache all unserer Probleme nicht das Leben an sich ist. Es ist «oh Schreck» nur das Getue, das der Verstand um das Leben macht, das wirklich Probleme erzeugt. Wir erschaffen die Welt in unserem Denken nur deshalb immer wieder neu, weil wir sie in unserem Denken kontrollieren können, während wir die Welt im Aussen nicht kontrollieren können. Die Realität ist den meisten Menschen einfach schlicht weg zu real. Also mildern sie die Welt im Denken mit dem hochgepriesenen, treuen und vermeintlich verlässlichem Verstand ab. Genau deshalb redet unser Verstand auch die ganze Zeit und ist deswegen oft in einem wirren Zustand, weil wir ihn mit einer völlig unmöglichen Aufgabe betraut haben. Wir benutzen ihn als unseren Schutzmechanismus, als eine Art von Abwehr gegen «kriegerische» Angriffe von «Aussen» sowie Anhaftungen von «Innen».

Wahres persönliches Wachstum bedeutet aber, jenen Teil von uns zu transzendieren, der nicht in Ordnung zu sein scheint und deshalb nach Schutz verlangt. Das erreichen wir nur damit, indem wir ständig sagen, dass wir «nur» die Person da drin sind, die einfach wahrnimmt, wie die Stimme redet. Sich im Klaren zu sein, dass man der Stimme beim Reden zuhört, ist der einzige und wahre Ausweg.

Wir glauben, wenn wir im Aussen etwas verändern, würden wir damit wieder ins Lot kommen. Niemand wird aber dadurch ins Lot kommen. Um wahre innere Freiheit zu erlangen, müssen wir fähig sein, unsere Probleme absolut und objektiv zu betrachten, anstatt uns in ihnen zu verlieren. Es kann nie zu einer Lösung kommen, solange wir völlig in der Energie eines Problems verloren sind. Die einzig dauerhafte Lösung für unsere Probleme besteht deshalb darin, nach innen zu gehen und jenen Teil von uns loszulassen, der so viele Probleme mit der Realität hat.

Wir sind nicht die äussere Welt. Wir sind diejenigen, die von innen in die Welt hinausblicken. Wir sehen verschiedene Gedanken, Emotionen und Objekte an uns vorüberziehen, aber wir sind nur der bewusste Empfänger von all dem. Wir befinden uns hinter allem und beobachten nur. Das ist unser wirkliches wahres Zuhause. Nehmen wir alles andere komplett weg, sind wir immer noch da und stellen fest, dass alles andere weg ist. Nehmen wir jedoch das Zentrum des Gewahrseins weg, so ist da nichts mehr. Dieses Zentrum ist der Sitz des Selbst, unsere Seele.

Die Essenz des Bewusstseins ist dessen Gewahrsein. Damit lässt sich klar erkennen, dass ständig Objekte auf allen drei Ebenen – mental, emotional und physisch – an uns vorbeiziehen. Wir sind so sehr damit beschäftigt, die Welt unserer Gedanken, Emotionen und körperlichen Empfindungen zu kontrollieren, dass wir nicht begreifen, dass wir wirklich da drin stecken und unser Zentrum dabei nie in unserem Leben verlassen.

Was ein bewusstes, zentriertes Wesen von einer Person unterscheidet, die nicht so bewusst ist, liegt darin, worauf sich das Gewahrsein richtet. Sind wir ein zentriertes Wesen, ist sich unser Bewusstsein ständig gewahr, dass es gewahr ist. Das Bewusstsein kann alles fokussieren. Wenn wir uns in unser Bewusstsein zurückziehen, hört diese Welt sofort auf, ein Problem zu sein. Sie ist dann einfach etwas, das wir von Innen beobachten. Je mehr wir bereit sind, die Welt einfach etwas sein zu lassen, das wir wahrnehmen, umso mehr wird die Welt uns sein lassen, was wir sind – die Wahrnehmung, das Selbst, die Seele, das Sein.

Unser Bewusstsein ist nur deshalb so klein und begrenzt, weil wir uns mit kleinen und begrenzten Objekten beschäftigen. Treten wir aber innerlich einen Schritt zurück, können wir das Gesamte, resp. alles sehen und vom Begrenzten ins Unbegrenzte wechseln.

Unser Herz kontrolliert ständig unseren Lebensenergie-Fluss, indem es sich öffnet und schliesst. Wie ein Ventil gestattet unser Herz dem Energiefluss, entweder durch uns hindurchzufliessen oder es hindert ihn daran. Wir müssen erkennen, dass das Herz sich nur deshalb schliesst, weil es durch gespeicherte und noch nicht abgeschlossene Energiemuster (Samskaras) aus unserer Vergangenheit blockiert ist. Wenn alles ungehindert durch uns hindurchfliessen könnte, hinterlässt nichts, aber auch gar nichts davon einen bleibenden Ein-Druck. Wenn wir keinen persönlichen Bezug dazu haben, werden Eindrücke einfach ungehindert durch uns hindurch- und natürlich abfliessen. Genauso muss ein umfassendes Wahrnehmungssystem eigentlich auch arbeiten. Es soll Dinge hereinlassen, uns ermöglichen, diese zu erleben, und sie dann hindurchziehen lassen, so dass wir im nächsten Moment wieder voll gegenwärtig im Hier und Jetzt präsent sind. In jedem Moment strömen Erlebnisse in uns hinein, und wir lernen und wachsen dabei. Unser Herz und unser Geist erweitern sich und erheitern uns dabei, und wir werden auf einer sehr tiefen Ebene berührt. Wenn wir aber nicht fähig sind, den Erfahrungen unseres Lebens zu gestatten, durch uns hindurchzuziehen, verbleiben diese in uns und werden zu Problemen. Diese Muster können wir sehr lange und tief in uns zurückhalten. Sie werden in uns zu einem Samskara (Eindruck). Es entsteht eine Blockade, ein «unvollendeter» Eindruck aus der Vergangenheit.

Alles, was wir auf Grund aktueller Ereignisse über unsere Sinne aufnehmen, gräbt sich durch die über Jahre gespeicherten Schichten von Prägungen und Anhaftungen hindurch und fördert genau jene vergangenen Muster zutage, die mit den neuen Ereignissen in Zusammenhang stehen und dadurch in Resonanz gehen.

Es gibt nur einen einzigen Weg, sich all dieser destruktiven Anhaftungen zu entledigen:

Wenn alte Energien wieder hochkommen, weil wir bisher nicht in der Lage waren, diese zu verarbeiten, lassen wir sie ab jetzt einfach los und die destruktive gespeicherte Energie kann abfliessen. So einfach ist das. So kann das Herz offen bleiben und gestattet es der Lebensenergie, mit voller Kraft durch uns zu strömen.

Wenn wir nicht mehr gewillt sind, uns mit dem Teil in uns zu identifizieren, der sich in eine Million Einzelteile aufgespalten und aufgesplittert hat, dann sind wir bereit für wahres Wachstum. Die Psyche nicht mehr abzuschotten, heisst wahre Befreiung. Wir werden völlig frei, um uns in der Welt zu bewegen, ohne im Geist irgendwelche Probleme mit uns herumzuschleppen. Weise Menschen bleiben immer zentriert genug, um augenblicklich und sofort loszulassen, wenn die Energie auf eine defensive, disharmonische Schwingung umschaltet. Sobald die destruktive Energie in Bewegung gerät und wir spüren, wie unser Bewusstsein in sie hineingezogen wird, sollten wir sofort entspannen und sie frei geben. Es bedarf nur eines Augenblicks bewusster Anstrengung, um die Entscheidung zu fällen, dass wir dort nicht hingehen wollen und sie uns dadurch nicht «Berühren» kann.

Mit der Zeit sollte man, selbst wenn furchtbare und schlimme Dinge im Aussen geschehen, in der Lage sein, frei von emotionalen Narben und Prägungen zu bleiben. Wenn man solche Gefühle nicht mehr in sich zurückhält, kann man durchs Leben gehen, ohne psychischen Schaden zu erleiden. Egal, zu welchen Ereignissen es im Leben kommt, es ist immer besser loszulassen, als sein Herz zu verschliessen.

Die natürlichen Aufs und Abs im Leben können sowohl persönliches Wachstum bewirken als auch persönliche Ängste erzeugen. Was von den beiden dominiert, hängt ausschliesslich von unserer persönlichen Einstellung gegenüber Veränderungen ab. Wer viel Angst hat, wird Veränderungen nicht mögen. Er wird immer versuchen, um sich herum eine Welt zu erschaffen, die seine Ängste nicht triggert und provoziert. Also bedient er sich des Verstandes, um das Leben so zu steuern, resp. zu manipulieren, dass er keine Angst verspüren muss. Wir begreifen dabei nicht, dass die Angst nur ein Objekt ist. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, um mit seiner Angst umzugehen. Man kann sie sich eingestehen und daran arbeiten sie freizugeben, oder man kann sie beibehalten und versuchen, sich vor ihr zu verstecken. Was ist deine Wahl? Wählst auch du wie die meisten Menschen das zweite, und versuchst, in deinem Leben Sicherheit und Kontrolle zu schaffen, indem du genau definierst, wie das Leben für dich zu sein hat, damit alles in Ordnung ist?

Wer so vorgeht, für den wird die Welt bedrohlich. Es stellt sich dann eine «Ich gegen das Leben-Situation» ein.

Wer sagt denn, das Leben, so wie es sich auf natürliche Weise entwickelt, sei nicht in Ordnung? Unsere destruktivste Kraft, die Angst sagt uns genau das. Wir beurteilen die gesamte Bandbreite unseres äusseren Erlebens auf der Basis unserer inneren geschaffenen Probleme. Wenn wir versuchen, Menschen, Orte und Dinge so zu organisieren, dass wir davon nicht beeinträchtigt werden, wird bald der Eindruck entstehen, das Leben sei gegen uns und wir haben das Gefühl, es sei ein brutaler Kampf, weil wir mit allem kämpfen müssen, nur um es zu kontrollieren. Das ist der wahre Grund, weshalb in unserem Verstand ständig diese vielen wirren Zwiegespräche ablaufen. Wir versuchen entweder zu ergründen, wie man etwas daran hindern kann, sich zu ereignen, oder wir versuchen zu ergründen, was jetzt zu tun ist, weil es sich ereignet hat. Wir kämpfen mit dem Leben und der Schöpfung, und deshalb ist das Leben und die Schöpfung das Beängstigendste, was es in unserem Leben gibt.

Die Alternative ist zu entscheiden, nicht mehr gegen das Leben anzukämpfen und zu akzeptieren, dass man das Leben unmöglich kontrollieren kann. Das Leben verändert sich fortwährend, und wer es zu kontrollieren versucht, wird niemals in der Lage sein, voll und ganz zu leben, resp. sein unbegrenztes Potenzial auszuschöpfen. Anstatt das Leben zu leben, werden wir immer mehr Angst vor dem Leben haben.

Wenn wir durch disharmonische und gestörte Energie hindurch nach aussen blicken, ist unsere Sicht getrübt vom Schleier der Störung. Was zuvor noch schön und harmonisch aussah, sieht nun hässlich und bedrohlich aus. Dinge, die uns zuvor gefielen, wirken jetzt dunkel und deprimierend. Jedoch hat sich nicht wirklich etwas verändert, ausser unsere Wahrnehmung, die das Leben nun vom Sitz der Störung aus beobachtet und betrachtet. Jede solche Veränderung unserer Wahrnehmung sollte uns augenblicklich dazu ermahnen, die Störung loszulassen. Je grösser die Störung ist, um die es geht, umso reicher und wertvoller die Belohnung, die wir für unser Loslassen bekommen, und umso schlimmer ist der Sturz, falls wir das nicht tun. Es ist ein Schwarz-Weiss-Muster und dabei gibt es nur ein entweder man lässt los, oder tut es eben nicht.

Die spirituelle Reise ist mit einem stetigem Wandel verbunden. Um fortwährend zu wachsen, müssen wir Schluss machen mit der Bemühung, stets der Gleiche bleiben zu wollen. Wir müssen lernen, Veränderungen jederzeit von Herzen und mit Dankbarkeit willkommen zu heissen.

Ebenfalls ist es auch äusserst wichtig zu begreifen, dass wir nicht der Schmerz sind, den wir in uns spüren und auch nicht der Teil unseres Selbst, der sich regelmässig durch die Äussere Welt und deren Situationen stressen lässt. Keine dieser Störungen hat auch nur irgendetwas mit uns zu tun. Wir sind lediglich diejenige Person, welche diese Dinge bemerkt und feststellt. Da unser Bewusstsein von uns getrennt ist und diese Dinge wahrnimmt, können wir uns auch davon befreien. Wir sind nicht unser «eigenhändig» kreiertes Melodrama und müssen uns davon auch nicht mehr weiter vereinnahmen lassen. Also lassen wir die Dinge einfach los. Genau so macht es das Selbst. Wahrnehmung kämpft nicht. Wahrnehmung gibt frei. Wahrnehmung nimmt einfach wahr, während die x-tausend Dinge des Universums vor uns vorbeiziehen. Wenn wir erkennen und lernen, dass es völlig in Ordnung ist, innere Störungen und Disharmonien zu verspüren und dass diese unseren Bewusstseinssitz nicht mehr beeinträchtigen können, ab dann sind wir frei und werden zu einem freien, unbegrenzten schöpferischen Wesen.

Der physische Körper kommuniziert mit seiner spezifischen universalen Sprache des Schmerzes. Die Psyche kommuniziert mit der universalen Sprache der Angst. Sämtliche negativ behafteten Gefühle wie Eifersucht, Unsicherheit, Sorgen etc., sind ausschliesslich Ausdrucksformen der Angst. Die Warnzeichen einer zusammenbrechenden Seele sind grundlegende Angst und fortwährendes negatives Denken. Daraus entsteht im schlimmsten Fall Krankheit, Depression oder auch ein Burn-Out. Unser Verstand rät uns fortwährend, in der äusseren Welt irgend etwas zu verändern, um dadurch unsere inneren Probleme zu lösen. Aber die Gedanken unseres Verstandes sind eine totale Illusion und völlig gestört durch seine Ängste. Was wir jetzt tun müssen, ist, nicht mehr vom Verstand zu erwarten, dass er repariert und in Ordnung bringt, was in uns defekt ist. Das ist der Kern und die Wurzel allen Übels. Sobald wir unserem Verstand nicht mehr unkontrolliert die Seele und das Herz überlassen als wäre er unser Retter und Beschützer, werden wir uns hinter unserem denkenden Verstand befinden und diesen von dort aus wahrnehmen und beobachten. Irgendwann wird es uns gelingen, einfach nur ruhig da drin zu sitzen und den Verstand bewusst zu beobachten. Wenn wir diesen Zustand erreicht haben, sind alle Probleme mit unserem Verstand hinfällig geworden. Der Verstand arbeitet nur, weil wir ihn mit der Energie unserer Aufmerksamkeit versorgen. Entziehen wir ihm die Aufmerksamkeit, resp. die Energie, und der denkende Verstand «dankt» unweigerlich ab. Dazu bedarf es nichts weiter, als hinter der Psyche zurückzubleiben, wahrzunehmen, zu entspannen und loszulassen, loszulassen, loszulassen, loszulassen, loszulassen, loszulassen, loszulassen, loszulassen, loszulassen……….

Irgendwann wird es so ruhig sein, dass wir einfach beobachten können, wie das Herz zu reagieren beginnt und wir loslassen können, bevor der Verstand reagiert. Ab einem gewissen Punkt der Reise, wird alles nur noch Herz sein und gar nichts mehr Verstand. Wir werden feststellen, dass der Verstand dem Herzen folgt. Das Herz reagiert lange, bevor der Verstand dem Herzen folgt. Der Verstand hat nun keine Chance mehr loszulegen, weil wir auf der Ebene des Herzens loslassen.

Eine der wesentlichsten Voraussetzungen für tiefgreifende persönliche Wandlungen besteht darin, Frieden zu schliessen mit unserem inneren Schmerz. Jedes der Vermeidung von Schmerz dienende Verhaltensmuster öffnet dem Schmerz selbst nur Tür und Tor. Unser ganzes Verhalten ist verknüpft mit der Absicht, um jeden Preis Schmerz zu vermeiden, und diese Verknüpfungen spüren wir in unserem Herzen. Das Herz ist es, woher der Schmerz rührt. Wir nehmen während des Tagesablaufs immer wieder verschiedene Störungen wahr. Tief im Herzen steckt dazu ein Kern der Angst, ein Samskara. Alle Versuche, diesen Schmerz zu vermeiden, hat eine Schicht an Empfindlichkeiten nach der anderen erzeugt, und alle diese Schichten sind verknüpft mit dem tieferliegenden, verborgenen, eingekapseltem Schmerz. Schliesslich werden wir so angreifbar, dass es uns nicht mehr gelingt, auf dieser Welt überhaupt zu leben und etwas zu tun, ohne dabei verletzt zu werden.

Aber wenn wir wachsen und frei sein wollen, um das Leben zu erforschen, können wir nicht ständig den zahllosen Dingen aus dem Weg gehen, die unserem Herzen oder unserem Verstand allenfalls unangenehm sind. Dazu braucht es die unabdingbare Entscheidung, dass der Schmerz ab jetzt für uns kein Problem mehr ist. Denn wenn wir versuchen, mit einer Situation klarzukommen, um den damit verbundenen Schmerz zu vermeiden, werden wir unser Verhalten und unsere Gedanken so anpassen, dass wir geschützt bleiben und nichts im Zusammenhang mit diesem Vorfall in uns verstärkt wird, resp. in Resonanz gehen kann. So errichten wir eine innere Hochsicherheitsfestung um den abgeschlossenen Bereich, verschliessen unser Herz und sind dadurch entkoppelt von unserer lebenswichtigen Lebensenergie.

Wenn das Leben in uns eine Störung hervorruft, sollten wir das Leben einfach durch uns hindurchziehen lassen wie den Wind, anstatt uns zurückzuziehen und zu verschliessen. Wenn wir wirklich frei sein wollen, müssen wir lernen, nicht mehr gegen die menschlichen Empfindungen und Gefühle anzukämpfen. Denn wenn wir den Schmerz einfach nach allen Seiten wegschliessen und ihn daran hindern durch uns hindurch zu fliessen, wird er in uns als Samskara verbleiben und uns bei jeder Gelegenheit triggern und verhindern, unser von der Schöpfung geschenktes «wahres» und «freies» Leben zu leben. Aus diesem Grund ist unsere natürliche Neigung zum Widerstand so sinnlos und extrem kontraproduktiv. Warum um Gottes Willen sollten wir etwas einschliessen, was wir gar nicht wirklich wollen?

Noch einmal, klar und deutlich: Nur wenn wir loslassen und die Energie durchfliessen kann, wird der Schmerz verschwinden!

Wenn wir spirituell wahrhaft erwachen, wird uns klar, dass wir in Wirklichkeit in einem Käfig, resp. Gefängnis sitzen. Wir wachen auf und bemerken, dass wir uns darin kaum bewegen können. Wir kommen ständig an die Grenzen unserer Wohlfühlzone. Wir erkennen die grosse Angst, den Menschen und der Welt zu sagen, was wir wirklich denken und wirklich möchten. Wir erkennen, dass wir viel zu befangen sind, um uns ungehindert voller Freude und Begeisterung zum Ausdruck zu bringen. Wir erkennen, dass wir, um uns wohlzufühlen, beständig versuchen, alles unter Kontrolle zu haben und zu bringen. Wenn wir uns unserem Grenzbereich nähern, beginnen wir, uns unbehaglich und unsicher zu fühlen. Das bewirken die Gitterstäbe unseres Käfigs. Die Grenzen des Käfigs sind es, die unsere Welt endlich und vergänglich erscheinen lassen.

Es ist so Paradox, wir verwenden unsere geistige Brillanz doch tatsächlich meistens darauf, wie wir im Käfig bleiben können. Tag und Nacht schmieden wir Pläne und «optimieren» und «tüfteln» voller Elan daran herum, wie wir es schaffen, in der Behaglichkeitszone verweilen können. Manchmal können wir nachts nicht einmal mehr schlafen, weil wir im Geiste überlegen und Pläne kreieren, was getan werden muss, damit wir niemals an die Grenzen unseres Käfigs stossen.

Über sich hinausgehen, bedeutet aber, über seine eigenen, künstlich geschaffenen Grenzen hinauszugehen. Natürlich sollte es eigentlich gar keinen Käfig geben, denn die Seele ist absolut grenzenlos. Es steht ihr völlig frei, sich nach allen Seiten hin zu entfalten und zu entwickeln. Es steht ihr komplett frei, das Leben in seiner ganzen Fülle zu erleben. Das ist aber nur dann möglich, wenn wir bereit sind, uns frei der Realität von geistigen Begrenzungen zu stellen. Spiritualität ist die bedingungslose Verpflichtung, über sich hinauszugehen und hinauszuwachsen, koste es was es wolle. Es ist eine endlose Reise, die darauf begründet, in jedem Augenblick des Tages bis zum Ende dieses irdischen Lebens über sich selbst hinauszugehen.

Stellen wir uns ab jetzt eine Komfort- und Wohlfühlzone vor, die so weit reicht, dass sie leicht einen ganzen Tag unseres Lebens umfassen kann, egal was geschieht. Der Tag nimmt seinen Lauf, und der Verstand sagt kein Wort. Wir lassen uns einfach mit einem friedlichen, inspirierten Herz auf diesen Tag ein. Falls wir zufällig an unsere Grenzen stossen, erhebt der Verstand keinerlei Einwände. Es dringt alles einfach in uns hinein und durch uns hindurch. So ist das Leben von grossartigen Geschöpfen. Wir begreifen dann, dass es uns immer gut gehen wird. Nichts könnte uns jemals stören, ausser unsere eigenen geschaffenen Grenzen. Aber jetzt wissen wir, wie wir mit ihnen umgehen können. Schliesslich werden wir unsere Grenzen über alles zu lieben beginnen, denn sie zeigen und weisen uns den Weg zur echten Freiheit.

Und jetzt nochmals, denn es ist wichtig, richtig und so etwas von entscheidend für unser Leben. Wir sind nicht unsere Gedanken; wir nehmen unsere Gedanken wahr. Wir sind nicht unsere Emotionen; wir verspüren unsere Emotionen. Wir sind nicht unser Körper; wir sehen den Körper im Spiegel und erleben die Welt durch dessen Sinne. Wir sind das bewusste Wesen, welches wahrnimmt, dass es all die inneren und äusseren Dinge wahrnimmt.

Wenn wir wissen, wie wir unseren Alltag zu meistern haben, wird alles nur noch zu einer befreienden Erfahrung. Dazu müssen wir aber noch eine essenzielle und grundlegende Entscheidung treffen:

Will ich glücklich sein, oder will ich nicht glücklich sein. Die wahre Bedeutung der Frage ist: «Willst du von diesem Zeitpunkt an für den Rest deines Lebens glücklich sein, egal was auch geschieht?» Die Antwort dazu muss ein bedingungsloses ja sein. Denn warum sollten wir nicht glücklich sein? Es bringt uns absolut nichts, wenn wir uns von den Ereignissen und Situationen des Lebens jemals die Laune verderben lassen. Es ändert überhaupt nichts an der Welt; wir leiden einfach nur.

Es wird immer Dinge geben, über die wir uns aufregen können, falls wir das zulassen. Doch wenn wir jetzt merken, wie ein Teil unseres Selbst beginnt, unglücklich zu sein, lassen wir diesen Teil ab sofort los. Egal, was geschieht, egal was kommt. Ab sofort geniessen wir einfach das Leben, wie es zu uns kommt und sich uns zeigen möchte. Machen wir ein Spiel daraus, ein «Lebensspiel», und bleiben wir einfach fröhlich, egal was kommt.

Um glücklich zu bleiben, verzichten wir einfach darauf, unser Herz zu verschliessen. Egal was geschieht, wir verschliessen uns nicht mehr! Und wenn wir uns doch beginnen zu verschliessen, sollten wir uns dabei fragen, ob wir wirklich gewillt sind, unser Glück einfach so wegzugeben. Nur wenn wir unser Herz jederzeit weit offen halten, werden uns Wogen von erhebenden Energien erfüllen und uns durch das Leben tragen. Der Schlüssel besteht, wie wir erfahren haben darin, zu lernen, wie wir unseren Verstand so weit disziplinieren können, dass er uns nicht mehr zu dem Gedanken verleitet, es sei eine lohnende Sache, unser Herz zu verschliessen. Bedingungsloses Glück ist ein sehr erhabener und göttlicher Pfad und eine sehr erhabene Technik, denn in ihm liegt die Lösung für alles.

Wir sollten unsere Entwicklung als Lern- und Erfahrungsweg weg hin zu einem Leben frei von Stress, Problemen, Angst und Melodrama betrachten. Dieser Pfad, bei dem wir unser Leben einsetzen, um uns spirituell zu entwickeln, ist der erhabenste Pfad überhaupt. Zu Stress kommt es nur, wenn wir uns den Ereignissen des Lebens widersetzen. Dass passiert nur deshalb, weil wir ein eigens geschaffenes Repertoire an vorgefassten Meinungen darüber, wie die Dinge zu sein hätten, mit uns herumtragen. Auf diese Meinung stützt sich unser Wille, wenn wir beschliessen, uns Dingen zu widersetzen, die bereits geschehen sind. Unsere persönlichen vergangenen Eindrücke, Ereignisse, Erlebnisse und die daraus entstandenen Anhaftungen sind entscheidend, ob wir unseren Willen bei aktuellen Ereignissen darauf richten, um Widerstand zu leisten. Da das zugrunde liegende Problem davon herrührt, dass wir uns kraft unseres Willens gegen die Realität des Lebens stemmen, die aber ungeachtet dessen natürlich trotzdem durch uns hindurchfliesst, liegt die einzige Lösung auf der Hand: Leisten wir keinen Widerstand mehr und halten wir das Leben weder von uns ab, noch ziehen wir es an uns heran. Nur so erzeugen wir keine Reibung mehr. Wir sind dann einfach nur noch gegenwärtig und nehmen die Ereignisse des Lebens einfach zur Kenntnis und erleben sie, während sie durch uns hindurchfliessen. Dabei erkennen wir immer klarer, dass es möglich ist, ein Leben im Zustand des vollkommenen Friedens zu führen.

Was dem Leben wirklich und wahrhaft Bedeutung gibt, ist die Bereitschaft, es uneingeschränkt zu leben und anzunehmen. Es geht nicht um ein spezielles Ereignis; es geht um die Bereitschaft, die Ereignisse des Lebens zu erleben, wie sie sich uns zeigen. Das Leben selbst ist unsere Karriere, und unsere Interaktion mit dem Leben ist die bedeutsamste Beziehung, die wir je haben werden. Wir müssen uns darüber klar werden, dass es gerade unser Verlangen ist, vom Leben ganz spezielle Erlebnisse zu bekommen, was uns letztendlich von der eigentlichen Erfahrung des Lebens abhält. Das Leben ist nicht etwas, das man bekommt; es ist etwas, das man erlebt. Seien wir uns immer bewusst, das Leben existiert sowohl mit uns und ohne uns. Wenn wir uns dem Versuch widmen, etwas zu bekommen, entgeht uns der Teil, der uns tatsächlich zukommt. Jede Lebenserfahrung ist anders, jede Lebenserfahrung beinhaltet einen Wachstumsschritt und deshalb lohnt sich jede einzelne Erfahrung. Beginnen wir ab heute, Erfahrungen nicht mehr als gut oder schlecht zu bewerten, sondern als das zu sehen, was es in Wirklichkeit ist: Eine Erfahrung! Eine Chance für einen Wachstumsschritt. Nicht mehr und nicht weniger.

Kommen wir nun zu einer letzten entscheidenden Erkenntnis. Alles im Leben der Dualität hat zwei Extreme, und alles hat Abstufungen auf dem Schwingungsweg eines Pendels. Wenn wir uns aber den Extremen hingeben, können wir nicht überleben. Einfach deshalb, weil die Extreme eben extrem sind. Alles hat sein Yin und sein Yang. Der Weg ist der Ort, an dem diese Kräfte auf friedliche Weise ins Gleichgewicht kommen. Sofern wir nicht vom Weg abkommen, neigen die Kräfte dazu, in Harmonie zu sein. Wenn wir das «Tao» verstehen wollen (es stammt vom chinesischen Daoismus und heisst wörtlich übersetzt «Lehre des Weges»), müssen wir genau untersuchen, was zwischen den beiden Extremen liegt. Und zwar einfach darum, weil kein Extrem für sich bestehen kann.

Wie lange kann ein Pendel im Ruhestand verweilen? Für immer und ewig, weil es keine Kraft aus dem Gleichgewicht bringen kann. Es ist das wirkliche Zentrum. Das heisst aber überhaupt nicht, dass es deshalb statisch wäre. Zunächst müssen wir begreifen, dass alles seinen spezifischen Gleichgewichtspunkt hat. Und die Harmonie all dieser ineinander verwobenen Gleichgewichtspunkte ist es, die das Tao erschafft. Dieses allumfassende Gleichgewicht gerät, während es sich durch Raum und Zeit bewegt, nie aus seiner Ruhe. Die Kraft, die ihm innewohnt, ist phänomenal. Wenn etwas nach beiden Seiten schwingt, wird viel Energie verschwendet. Es ist überhaupt nicht effektiv, auf seinem Weg hin- und herzupendeln. Um effektiv zu sein, müssen wir unsere gesamte Energie auf den Weg ausrichten. Dann wird die Energie, die wir bei den Pendelbewegungen nur vergeuden, dem Zentrum zufliessen. Diese Konzentration von Energie bewirkt, dass wir unsere Aufgabe weitaus effizienter lösen können. Wenn wir nicht mehr zwischen den Gegenpolen hin- und herschwingen, merken wir, dass wir viel mehr Energie zur Verfügung haben, als wir je glaubten. Das ist beim Erledigen unserer Aufgaben der Unterschied zwischen dem Kampf mit den Polaritäten und dem Wirken aus dem Zentrum. Dieses Prinzip ist auf alle Lebensbereiche anwendbar. Die Ineffizienz unserer Handlungen wird bestimmt von dem Ausmass, in dem wir uns vom Zentrum entfernen. Wir sind deutlich weniger in der Lage, die eigene Energie auf unser unmittelbares Leben zu verwenden, wenn wir sie dazu verwenden, die Schwingungen des Pendels auszugleichen.

Extreme sind wunderbare und hervorragende Lehrer. Wenn wir unsere Energie darauf verwenden, uns mit Extremen herumzuschlagen, kommen wir nicht voran und unsere Räder bleiben schliesslich im Schlamm stecken. Die ganze Energie muss nun dazu verwendet werden, den Anforderungen der Extreme gerecht zu werden. Aus diesem Grund liegt der weise und kluge Weg in der Mitte, denn dort ist es, wo die Energien ins Gleichgewicht kommen. Wie aber hindert man das Pendel daran, in die äusseren Bereiche auszuschlagen? Erstaunlicherweise indem wir es gewähren lassen. Das Pendel kann nicht bis in die Extrembereiche schwingen, wenn wir diesen Bereichen keine Energie zuführen. Deshalb die Aufforderung: Lassen wir die Extreme einfach los und lassen wir uns nicht mehr auf sie ein. Dann wird sich das Pendel ganz automatisch auf das Zentrum einschwingen. Wenn es das Zentrum erreicht, werden wir von Energie erfüllt sein, weil uns jene Energie, die zuvor verschwendet wurde, nun zur Verfügung steht.

Das Tao ist hohl, es ist leer. Wie beim Auge des Orkans beruht seine Kraft auf seine Leerheit. Sämtliche Dinge wirbeln um das Tao herum; das Tao selbst jedoch bleibt unbewegt. Der Strudel des Lebens speist sich mit Energie aus dem Zentrum, und das Zentrum speist sich mit Energie aus dem Strudel des Lebens. Diese Gesetze gelten überall – beim Wetter, in der Natur und in sämtlichen anderen Lebensbereichen.

Je besser man es schafft, aus dem Gleichgewicht heraus zu agieren, desto besser lässt es sich durchs Leben gehen. Es ist müheloses Handeln, das entsteht, wenn wir im Tao sind. Das Leben geschieht, wir sind da, aber wir sind nicht der Grund dafür, dass das Leben geschieht. Es gibt keine Last; es gibt keinen Stress. Die Kräfte sorgen für sich selbst, während wir im Zentrum sind. Wir können niemals sehen, wohin sich das Tao bewegt; wir können nur mit ihm sein. Wenn wir den Weg nicht sehen, können wir lediglich Grenzbereiche ertasten. Und wenn wir die Grenzbereiche ertasten und uns nicht in sie hineinbegeben, bleiben wir auf unserem Weg. So lebt es sich im Tao! Alle grossen Lehren weisen einen Weg, wie man zentriert bleibt. Prüfen wir deshalb ständig, ob wir uns noch auf dem Weg befinden, oder ob wir uns in Extreme verloren haben. Finden wir im Zentrum unser Gleichgewicht, und wir werden in friedlicher Harmonie leben.

Schlussfolgerung und Quintessenz: Es gibt einen Teil unseres Wesens, der über das persönliche Selbst hinausreicht. Wir können uns ganz bewusst dazu entscheiden, ob wir uns lieber mit diesem Teil identifizieren möchten, anstatt mit der Psyche oder unserem Körper. Falls wir das tun, findet in uns eine natürliche und kontinuierliche Wandlung statt. Spirituelles Wachstum lässt sich einfach erfahren, wie alles andere im Leben auch. Wenn wir von den niederen Schwingungen loslassen, erhebt sich unser Geist. Der Geist fühlt sich immer wohl. Er fühlt sich immer bestens. Er fühlt sich stets offen und hell. Deshalb beginnen wir automatisch, uns immer stärker auf den spirituellen Teil unseres Wesens zu zentrieren. Das geschieht nicht, indem wir nach dem Geist greifen, sondern indem wir alles andere vollumfänglich und bedingungslos loslassen. Einen anderen Weg gibt es nicht. Das persönliche Selbst kann den Geist nicht berühren; wir müssen das persönliche Selbst loslassen. Wenn wir es loslassen, treiben wir in uns hinein. Das Mass an Liebe und Leichtigkeit wird dabei immer mehr und mehr. Wenn wir loslassen und die physischen, emotionalen und mentalen Aspekte unseres Wesens bereitwillig abgeben, wird der Geist zu dem, was wir wirklich sind. Ein grenzenloses, göttliches Wesen. Wir werden dabei in diesem Prozess immer «Ganzer» und «Vollkommener». Immer mehr abgespaltene Anteile von uns, finden ihren Weg nach «Hause». Wir beginnen, wie von selbst und ganz natürlich, jene hohen Schwingungen zu erleben, die von grossen Heiligen und Weisen geschildert wurden.

Der Prozess des Urteilens wird in uns einfach und ganz natürlich zum Erliegen kommen. Jetzt gibt es nur noch Anerkennung, Hingabe, Demut und Würdigung. Wo wir früher Urteile gefällt haben, sind jetzt nur noch Akzeptanz, Respekt, Liebe, Wertschätzung, Hingabe, Demut und Dankbarkeit.

Wenn der Tropfen Bewusstsein, der sich selbst als Individuum erlebt, weit genug zurücktreibt, wird er wie der Wassertropfen sein, der ins Meer fällt. Das Atman (die Seele) stürzt in das Paramatman (die Überseele). Das individuelle Bewusstsein stürzt in die universale Einheit. Und das war es dann.

Walter Fölmli, Juni 2022

Inspiriert und Zusammengefasst aus dem grossartigen Buch «Die Seele will frei sein», von Michael A. Singer

  • Loslassen

Der Pfad widerstandloser Kapitulation

Unser Verstand, mit seinen Gedanken, ist getrieben von Emotionen. Jede Emotion ist die geballte Ableitung vieler x-tausender Gedanken. Da die meisten Menschen während ihres gesamten Lebens ihre Emotionen verdrängen, unterdrücken und versuchen, vor ihnen zu fliehen, sammelt sich die unterdrückte Energie an und sucht danach, sich auf den von «Innerwise» beschriebenen 8 Ebenen (strukturell, biochemisch, rhythmisch, energetisch, emotional, mental, seelisch, alles andere) auszudrücken. Die angehäuften Gefühle blockieren das spirituelle Wachstum und Gewahrsein genauso wie Erfolg in allen Bereichen des Lebens. Es mag Paradox erscheinen, aber unser «kleines Selbst» resp. unser «äusserliches» Ego erfreut sich doch tatsächlich an einem verarmten Leben und all der Negativität, die damit einhergeht: dem Gefühl, unwürdig zu sein, entkräftet zu sein, andere und sich selbst zu verurteilen, sich aufzublasen, immer zu «gewinnen» und «Recht» zu haben, die Vergangenheit zu betrauern, Angst vor der Zukunft zu haben, die Wunden lecken, nach Bestätigung zu trachten und Liebe zu suchen, anstatt sie zu geben.

Es gibt aber einen grossartigen Mechanismus, durch den wir unsere angeborenen natürlichen Fähigkeiten für Glück, Intuition, bedingungslose Liebe, Schönheit, inneren Frieden und Kreativität entriegeln können. Diese Zustände und dieses Fassungsvermögen befinden sich in jedem einzelnen von uns und hängen von keinem einzigen äusseren Umstand ab. Das Königreich des Himmels liegt inwendig in uns und wir können uns vom Schlamm des Nicht-Friedens befreien. Es gibt einen Weg, all die Wut, Traurigkeit, Verzweiflung, Eitelkeit, Eifersucht, Ängste, und die täglichen kleinen Urteile, die den unberührten Klang der Stille dämpfen, abzulegen. Wenn uns das gelingt, können wir mit ungehinderter Freude durchs Leben tanzen, alle Lebewesen lieben, in unserer wahren Grösse leben und unser höchstes Potential jederzeit ausschöpfen sowie ein Kanal für Gnade und Schönheit in dieser Welt werden.

Um dies zu erreichen, gibt es eine Bedingung

L O S L A S S E N

Die bedingungslose Bereitschaft, die Anhaftungen an unsere derzeitigen Erfahrungen des Lebens loszulassen. Es gilt, anzuerkennen, dass wir aufgrund unserer menschlichen Verfassung negative Emotionen haben, und dass wir nun bereit sind, diese ohne Urteile zu betrachten. Machen wir uns nun gemeinsam auf diesen erhabenen Weg, auf die Reise zu unserem inneren «wahren» göttlichen Selbst.

Der Nutzen dieser Technik und dieses Mechanismus kann wie folgt beschrieben werden:

Physisch

Die Beseitigung unterdrückter Emotionen hat einen positiven Nutzen für die Gesundheit. Es verringert das Überfliessen der Energie in das autonome Nervensystem des Körpers und entblockt das Gesamte Energiesystem. Wenn sich eine Person konstant den negativen Widerständen ergibt, bessern sich Erkrankungen und sie verschwinden sogar häufig ganz. Es findet eine allgemeine Umkehrung der pathologischen Prozesse im Körper und die Wiederkehr optimaler Funktionen statt.

Das Verhalten betreffend

Aufgrund der fortschreitenden Abnahme von Ängsten und negativen Emotionen, gibt es immer weniger Bedarf, durch Drogen, Alkohol, Amüsement und exzessiven Schlaf der Wirklichkeit zu entfliehen. Folglich findet ein Anstieg an Vitalität, Energie, Präsenz und Wohlbefinden, gepaart mit Effizienz und mühelosem Funktionieren in allen Bereichen statt.

Zwischenmenschliche Beziehungen

Da negative Emotionen aufgegeben werden, kommt es zu einem fortwährenden Anstieg an positiven Gefühlen, die zu schnell beobachtbaren Verbesserungen in allen Beziehungen führen. Es findet ein Anstieg in der Fähigkeit zu lieben statt. Konflikte mit anderen nehmen immer mehr ab, sodass sich auch die berufliche Leistung steigert. Die Eliminierung negativer Blockaden ermöglicht, dass berufliche Ziele einfacher erreicht werden können und auf Schuld basierendes selbstsabotierendes Verhalten Schritt für Schritt verschwindet. Es führt zu immer weniger Abhängigkeit vom Intellektualismus und zu einem grösseren Gebrauch intuitiven Wissens. Mit der Aufnahme persönlichen Wachstums und Entwicklung, kommt es häufig zur Aufdeckung von zuvor ungeahnten kreativen und psychischen Fähigkeiten, welche in allen Menschen durch unterdrückte negative Emotionen ausgebremst werden. Von grosser Wichtigkeit ist das zunehmende Nachlassen von Abhängigkeit und Sucht, auf die der Ruin aller menschlichen Beziehungen gründet. Abhängigkeit unterliegt so grossem Schmerz und Leid und schliesst sogar Gewalt und Selbstmord als ultimativen Ausdruck mit ein. Wird die Abhängigkeit weniger, kommt es auch zu einer Verringerung von Aggressivität und feindseligem Verhalten. Diese negativen Emotionen werden durch Gefühle der Akzeptanz und Liebe gegenüber anderen ersetzt.

Bewusstsein – Gewahrsein – Spiritualität

Dies ist ein Bereich, der sich durch kontinuierlichen Gebrauch des Mechanismus der Kapitulation erschliesst. Das Loslassen negativer Emotionen bedeutet, dass jemand stetig zunehmend Glück, Zufriedenheit, Frieden und Freude erlebt. Es findet eine Ausdehnung des Gewahrseins statt, eine zunehmende Verwirklichung und ein Erfahren des wahren inneren SELBSTES. Die Lehren der Grossen Meister entfalten sich aus dem Inneren heraus als die eigene persönliche Erfahrung. Das fortschreitende Loslassen der Begrenzungen erlaubt letztendlich, die Verwirklichung der eigenen wahren Identität. Das Loslassen ist eine der wirkmächtigsten Werkzeuge, mit denen wir spirituelle Ziele erreichen. Wir können all diese Ziele mit Behutsamkeit und Besonnenheit erreichen, während wir uns im täglichen Leben zu jeder Zeit ergeben. Das fortschreitende Verschwinden der Negativität und das Hervortreten positiver Gefühle und Erfahrungen sind sowohl erfreulich zu beobachten als auch zu erleben.

Der Mechanismus des Loslassens

Loslassen ist wie der plötzliche Stillstand eines inneren Drucks oder das Fallenlassen eines Gewichts. Begleitet wird es von einem plötzlichen Gefühl der Entlastung und Leichtigkeit, zusammen mit einem gesteigerten Glücks- und Freiheitsempfinden. Es ist eigentlich ein Mechanismus des Verstandes, und jeder hat es schon gelegentlich erfahren.

Es sind nicht die Gedanken oder irgendwelche Tatsachen, die schmerzhaft sind, sondern die Emotionen, die mit diesen einhergehen. Es ist der angesammelte Druck an Emotionen, der Gedanken produziert. Wenn wir uns dem schmerzvollen Gefühl, das einem Gedanken zugrunde liegt, ergeben, wird der Gedanken sofort verschwinden und wir werden das zugrundeliegende vergangene Ereignis vergessen, weil damit die zurückgehaltene destruktive eingekapselte Energie augenblicklich abfliessen kann. So können wir uns kontinuierlich von negativen Gefühlen befreien, sodass sich Kreativität und Spontanität ohne Widerstand oder Beeinflussung von inneren Konflikten manifestieren kann. Frei von inneren Konflikten und Erwartungen zu sein, bedeutet, anderen Menschen in unserem Leben die grösste Freiheit zu gewähren. Es erlaubt uns, den Grundcharakter des Universums zu erfahren, der da ist, das grösstmögliche Gute in jeder Situation zu manifestieren.

Gefühle und mentale Mechanismen

Wir haben drei vorrangige Methoden, um mit Gefühlen umzugehen. Unterdrückung/ Verdrängung, Ausdruck und Flucht.

1. Unterdrückung und Verdrängung

Dies sind die geläufigsten Vorgehensweisen, mit denen wir Gefühle hinunterdrücken und wegschieben. Bei der Verdrängung geschieht dies unbewusst, bei der Unterdrückung findet es bewusst statt. Wir wollen nicht von Gefühlen belästigt werden, und ausserdem wissen wir nicht, was wir sonst noch mit ihnen tun können. Wir mustern sie aus, indem wir sie durchleiden, und versuchen, so gut es uns möglich ist, weiterhin zu funktionieren. Die Gefühle, die wir wählen, unterdrückt oder verdrängt haben, stehen im Einklang mit den bewussten und unbewussten Programmen, die wir aufgrund sozialer Gepflogenheiten und familiärem Training mit uns herumtragen. Den Druck unterdrückter Gefühle empfinden wir später als Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Muskelverspannungen, als Krämpfe, Menstruationsbeschwerden, Colitis, Verdauungsstörungen, Schlaflosigkeit, Bluthochdruck, Allergien und als andere somatische Leiden. Wenn wir ein Gefühl verdrängen, liegt es daran, dass so grosse Schuldgefühle und Angst mit diesem Gefühl einhergehen, dass es nicht einmal bewusst empfunden wird. Es wird sofort in das Unbewusste zurückgestossen, sobald es droht aufzutauchen. Mit dem verdrängten Gefühl wird dann auf vielfältige Weise umgegangen, um sicherzustellen, dass es verdrängt und ausserhalb des Gewahrseins bleibt.

Von diesen Mechanismen, die vom Verstand genutzt werden, um das unerwünschte Gefühl verdrängt zu halten, sind wahrscheinlich Verleugnung und Projektion die wohl bekanntesten Methoden, da sie dazu tendieren, miteinander einherzugehen und sich gegenseitig zu verstärken. Verleugnung führt zu grossen emotionalen und zu entwicklungshinderlichen Blockaden. In der Regel geht Verleugnung mit dem Mechanismus der Projektion einher. Aufgrund von Schuld und Angst verdrängen wir den Impuls oder das Gefühl und leugnen seine Präsenz in uns. Anstatt es zu fühlen, projizieren wir es auf die Welt und auf die Menschen, die uns umgeben. Wir erleben das Gefühl, als ob es zu «ihnen» gehört. So werden «die anderen» zum Feind, und der Verstand sucht und findet eine Rechtfertigung, um die Projektion zu verstärken. Die Schuld wird dann anderen Leuten, Orten, Institutionen, Lebensmitteln, klimatischen Bedingungen, astrologischen Ereignissen, gesellschaftlichen Ereignissen, dem Schicksal, Gott, dem Teufel, Fremden, ethnischen Gruppen, politischen Rivalen und anderen Dingen ausserhalb von uns selbst gegeben. Projektion ist der am häufigsten angewendete Mechanismus in der heutigen Welt. Er ist für alle Kriege, Konflikte und Unruhen verantwortlich. Um ein «guter Bürger» zu sein, werden wir sogar dazu ermutigt, den Feind zu hassen. Wir beziehen sogar unser eigenes Selbstwertgefühl auf Kosten anderer, bis sich die Gesellschaft schliesslich spaltet. Der Mechanismus der Projektion liegt allem Angriff, aller Gewalt, Aggression und jeder Form gesellschaftlicher Zerrüttung zugrunde.

2. Ausdruck

Bei diesem Mechanismus wird dem Gefühl Luft gemacht, es wird verbalisiert oder in Körpersprache zum Ausdruck gebracht und durch endlose Gruppendemonstrationen ausgelebt. Das Ausdrücken negativer Gefühle erlaubt gerade genug des inneren Drucks hinauszulassen, sodass der Rest unterdrückt werden kann. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt, den es zu verstehen gilt, da viele Menschen in unserer heutigen Gesellschaft glauben, dass das Ausdrücken ihrer Gefühle sie von den Gefühlen befreit. Doch das Gegenteil ist der Fall. Erstens tendiert das Ausdrücken eines Gefühls dazu, dieses Gefühl zu verbreiten und diesem mehr Energie zu verleihen. Zweitens erlaubt das Ausdrücken von Gefühlen lediglich, das Unterdrücken der übriggebliebenen Emotion, sodass es uns nicht mehr bewusst ist.

Das Gleichgewicht zwischen Unterdrückung und Ausdruck variiert bei jedem von uns individuell und hängt vom frühzeitigen Training dieser Mechanismen, von heutigen kulturellen Normen und Sitten und dem Medieneinfluss ab. Seine Emotionen zum Ausdruck zu bringen ist heutzutage in Mode gekommen und basiert auf einem Missverständnis der Arbeit von Sigmund Freud und der Psychoanalyse. Freud wies darauf hin, dass Unterdrückung die Ursache von Neurosen sei. Aufgrund dieser Aussage dachte man nun fälschlicherweise, dass das Ausdrücken von Emotionen die Heilung wäre. Dieses Missverständnis wurde zu einem Freibrief für Zügellosigkeit auf Kosten anderer. Was Freud in der klassischen Psychoanalyse wirklich sagte, war, dass die unterdrückten Impulse oder Gefühle neutralisiert, sublimiert, sozialisiert und in konstruktive Antriebe – wie Liebe, Arbeit, Kreativität – kanalisiert werden sollen. Wenn wir unsere negativen Gefühle auf andere abladen, erleben sie diesen Vorgang als Angriff und sind im Gegenzug dazu gezwungen ihre Gefühle zu unterdrücken, auszudrücken oder ihnen zu entfliehen. Deswegen führt der Ausdruck von Negativität zur Verschlechterung und Zerstörung von Beziehungen. Eine weitaus bessere Alternative wäre es, Verantwortung für unsere eigenen Gefühle zu übernehmen und diese zu neutralisieren. So verbleiben nur noch positive Emotionen, die zum Ausdruck gebracht werden können.

3. Flucht

Flucht bedeutet die Vermeidung von Gefühlen durch Ablenkung. Der Mechanismus der Ablenkung ist das Rückgrat der Unterhaltungs- und Alkoholindustrie und ebenso der Weg eines Workaholics. Flucht vor der Realität und Vermeidung eines inneren Gewahrseins ist ein gesellschaftlich geduldeter Mechanismus. Durch eine endlose Vielzahl an Bestätigungen – von denen viele schliesslich zu Süchten werden, da unsere Abhängigkeit von ihnen wächst – können wir unser inneres Selbst meiden und unsere Gefühle davon abhalten, aufzutauchen. Die Menschen bemühen sich verzweifelt, unbewusst zu bleiben. Wir können beobachten, wie häufig manche Menschen sofort den Fernseher einschalten, sobald sie einen Raum betreten und dann in einem traumaähnlichen Zustand umhergehen, während sie konstant von den Informationen, die sich in sie hinein ergiessen, programmiert werden. Die Menschen haben eine panische Angst davor, sich selbst zu begegnen. Sie fürchten sich sogar vor einem Augenblick des Alleinseins. Das ist der wirkliche Grund für die konstanten, hektischen Aktivitäten.

Was passiert, wenn wir im Gegensatz zu alldem ein Gefühl einfach loslassen? Die Energie hinter dem Gefühl wird auf Anhieb aufgegeben, was im Endeffekt zu einer Druckminderung führt. Der angehäufte Druck fängt an nachzulassen, während wir unentwegt loslassen. Jeder weiss, dass, wenn wir loslassen, wir uns augenblicklich besser, glücklicher, liebevoller und entspannter fühlen.

Emotionen und Stress

Dem Thema Stress wird viel Aufmerksamkeit und Medienpräsenz gewidmet, ohne ein wirkliches Wissen über seine essenzielle Natur zu haben. In Wirklichkeit sind die unterdrückten Emotionen dafür verantwortlich, die uns für externen Stress anfällig machen. Die wahre Quelle von «Stress» ist in unserem Innern zu finden und nicht etwa ausserhalb. Stress ergibt sich aus dem angesammelten Druck unserer verdrängten und unterdrückten Gefühle. Je ergebener wir sind, desto weniger stressanfällig sind wir.

Sehr viele der heutzutage angebotenen Stressabbau-Programme übersehen den wesentlichen Punkt. Anstatt den Ursprung von Stress zu entfernen, versuchen sie, nur die Folgeerscheinung von Stress zu lindern oder sich auf die äusseren Begebenheiten zu konzentrieren. Das gleicht dem Versuch, Fieber, ohne die Behebung der Infektion zu senken.

Lebensereignisse und Emotionen

Der rationalisierende Verstand zieht es vor, die wahren Emotionsquellen ausserhalb des eigenen Gewahrseins zu halten – dafür nutzt er den Mechanismus der Projektion. Der Verstand gibt Ereignissen oder anderen Menschen die Schuld dafür, eine Emotion zu «verursachen» und betrachtet sich als das hilflose unschuldige Opfer äusserer Ursachen. Doch in Wirklichkeit ist es genau umgekehrt. Die unterdrückten und verdrängten Gefühle suchen nach einem Ventil und benutzen die äusseren Ereignisse als Auslöser und Entschuldigung, sich Luft zu machen. Wir sind wie Schnellkochtöpfe, die bereit sind, den Dampf abzulassen, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Wenn wir aber durch stetiges Aufgeben des Widerstandes den aufgestauten Bestand an Ärger losgelassen haben, ist es sehr schwierig und tatsächlich sogar unmöglich, dass uns irgendjemand oder irgendeine Situation ärgerlich «machen» kann. Das gleiche gilt somit für alle anderen negativen Gefühle, wenn sie einmal aufgegeben wurden. Aufgrund sozialer Konditionierung unserer Gesellschaft unterdrücken wir sogar unsere positiven Gefühle.

Wenn der Druck unterdrückter und verdrängter Gefühle den individuellen Toleranzlevel übersteigt, wird der Verstand ein äusseres Ereignis erschaffen, auf das er die negativen Emotionen verschieben und somit den Druck ablassen kann.

Der Verstand hat keine Masse oder Grösse und ist im Raum nicht begrenzt. Daher überträgt der Verstand seinen Grundzustand durch Schwingungsenergie über eine unbegrenzte Distanz. Das bedeutet, dass wir laufend und unwissentlich andere durch unseren emotionalen Zustand und durch unsere Gedanken beeinflussen.

Der Mechanismus des Loslassen

Beim Loslassen geht es darum, die Emotion zur Kenntnis zu nehmen, ihr zu erlauben, an die Oberfläche zu kommen, mit ihr zu verweilen und ihr zu erlauben, ihren Lauf zu nehmen, ohne den Wunsch zu hegen, sie zu verändern oder irgendetwas gegen sie zu unternehmen. Loslassen bedeutet einfach, dem Gefühl zu erlauben, da zu sein, und sich darauf zu konzentrieren, die Energie hinter dem Gefühl herauszulassen. Der erste Schritt ist, uns zu erlauben, die Emotion zu haben, ohne ihr zu widerstehen, sie auszuagieren, sie zu fürchten, sie zu verdammen oder moralisch zu verwerfen. Es bedeutet, jede Beurteilung fallen zu lassen und zu erkennen, dass es nur ein Gefühl ist. Die Technik besteht darin, mit der Emotion zu verweilen und alle Bemühung, sie in irgendeiner Form modifizieren zu wollen, aufzugeben. Lassen wir los, dem Gefühl widerstehen zu wollen. Es ist einzig der Widerstand, der das Gefühl fortbestehen lässt. Wenn wir es aufgeben, dem Gefühl zu widerstehen oder es modifizieren zu wollen, wird es sich auf das nächsthöhere Gefühl verlagern und von einer angenehmeren Sinnesempfindung begleitet werden. Ein Gefühl, dem nicht widerstanden wird, verschwindet, weil sich die Energie dahinter auflöst.

Wenn wir mit dieser Methode beginnen, werden wir bemerken, dass wir Angst oder Schuld dabei empfinden, überhaupt Emotionen zu haben; es besteht ein Widerstand gegen Gefühle im Allgemeinen. Gefühle hochkommen zu lassen wird dadurch vereinfacht, dass man zuerst die Reaktion darauf loslässt, überhaupt Gefühle zu haben. Ein Paradebeispiel dafür ist eine Angst vor der Angst selbst. Wir müssen zuerst die Angst oder Schuld loslassen, die wir darüber empfinden, dasjenige Gefühl überhaupt zu haben. Erst danach sollten wir uns in das Gefühl selbst begeben.

Wenn wir loslassen, sollten wir alle Gedanken ignorieren. Wir konzentrieren uns auf das Gefühl selbst, nicht auf die Gedanken. Gedanken sind endlos und selbstverstärkend, und sie erzeugen nur weitere Gedanken. Gedanken sind lediglich Rationalisierungen des Verstandes, um zu versuchen, die Anwesenheit des Gefühls zu rechtfertigen. Der wahre Grund einer Emotion ist der angesammelte Druck hinter ihr, der sie dazu zwingt, in diesem Moment hochzukommen. Die Gedanken oder die externen Geschehnisse sind nur ein Vorwand, den der Verstand erfunden hat.

Werden wir mit dem Mechanismus des Loslassens besser vertraut, bemerken wir, dass alle negativen Gefühle mit unserer Grundangst bezogen auf das Überleben in Verbindung stehen. Auch stellen wir fest, dass alle Emotionen nur Überlebensprogramme sind, die dem Verstand als notwendig erscheinen. Die Technik des Loslassens macht diese Programmierung schrittweise ungeschehen. Durch diesen Prozess werden die den Gefühlen zugrundeliegenden Motive mehr und mehr sichtbar gemacht.

Ergeben zu sein bedeutet, keine starken Gefühle gegenüber einer Sache zu haben. Sind wir frei, hat ein Loslassen von Anhaftungen stattgefunden. Wir können uns an etwas erfreuen, doch wir brauchen es nicht für unser Glück. Schritt für Schritt verschwindet das Abhängigsein von irgendetwas oder irgendjemandem ausserhalb von uns. Diese Grundsätze stehen im Einklang mit der grundlegenden Lehre Buddhas, nämlich Anhaftung an weltliche Phänomene zu vermeiden, als auch mit der Lehre Jesu Christi «in der Welt zu sein, aber nicht von ihr». Manchmal ergeben wir uns einem Gefühl und bemerken, dass das Gefühl weiter fortbesteht oder wieder zurückkehrt. Das liegt daran, dass noch mehr davon loszulassen ist. Wir haben unser ganzes Leben lang diese Gefühle weggedrückt. Daher kann es sein, dass eine Menge unterdrückter Energie hochkommen und anerkannt werden will. Wenn das Loslassen geschieht, tritt sofort an die Stelle der negativen Emotion ein leichteres, glücklicheres Gefühl.

Durch das kontinuierliche Loslassen ist es möglich, in diesem Zustand der Freiheit zu verweilen. Gefühle kommen und gehen, doch irgendwann werden wir feststellen, dass wir nicht unsere Gefühle sind, sondern dass das wahre «Ich» das nur beobachtet und sich dessen gewahr ist, was vor sich geht. Wir werden immer mehr Zeuge von dem was vorgeht, anstatt der Erfahrende. Wir kommen dem wahren SELBST näher und näher und beginnen zu erkennen, dass wir von jeher von Gefühlen hinters Licht geführt wurden. Wir dachten, wir sind das Opfer unserer Gefühle. Doch jetzt erkennen wir, dass sie nicht die Wahrheit über uns selbst darstellen; sie wurden nur vom Ego erschaffen – dem Sammler von Programmen, die der Verstand fälschlicherweise als für das Überleben notwendig erachtet hatte.

Widerstand gegen das Loslassen

Das Loslassen negativer Gefühle bedeutet das Auflösen des Egos, welches bei jedem Fortschritt widerstehen wird. Die Lösung ist, einfach die Gefühle loszulassen, die wir bezüglich des Loslass-Prozesses haben. Erlauben wir dem Widerstand da zu sein, aber widerstehen wir dem Widerstand nicht.

Wir sind absolut frei. Wir müssen nicht loslassen. Keiner zwingt uns dazu. Aber schauen wir die Angst hinter dem Widerstand an. Wovor ängstigen wir uns bezüglich dieses Prozesses? Sind wir bereit, das loszulassen? Lassen wir weiterhin jede Angst los, die auftaucht, und der Widerstand wird sich auflösen. Loszulassen ist eine natürliche Fähigkeit. Es ist nichts Neues oder Fremdes. Wir nutzen lediglich unsere eigene innere Natur, um freier und glücklicher zu werden.

Irgendwann erkennen wir, dass alle Gedanken Widerstände sind. Sie alle sind nur Bilder, die der Verstand erfunden hat, um uns davon abzuhalten, das zu erfahren, was wirklich ist. Haben wir eine Weile losgelassen und damit begonnen zu erfahren, was wirklich stattfindet, werden wir über unsere Gedanken lachen. Gedanken sind Fälschungen, absurde Überzeugungsversuche, die die Wahrheit verbergen. Gedanken nachzugehen kann uns endlos beschäftigt halten. Eines Tages werden wir dann entdecken, dass wir genau wieder da sind, wo wir begonnen gaben. Gedanken sind wie Goldfische in einem Goldfischglas und das wahre SELBST ist wie das Wasser darin. Das wahre SELBST ist der Raum zwischen den Gedanken, oder – um es genauer zu beschreiben – das Feld stillen Gewahrseins unterhalb aller Gedanken.

Paradoxerweise hat der Widerstand gegen die Kapitulation mit der Wirksamkeit der Technik zu tun. Was passiert, ist, dass wir mit Loslassen weitermachen, wenn das Leben nicht so gut läuft und wir von unangenehmen Emotionen geplagt sind. Wenn wir es schliesslich durch den Prozess des Sich-Ergebens geschafft haben, dass es uns gut geht, dann hören wir mit dem Loslassen auf. Doch das ist ein grosser Fehler, denn, so gut wir uns auch fühlen mögen, gibt es gewöhnlicherweise doch noch mehr. Nutzen wir den Vorteil der höheren Bewusstseinszustände und der Schwungkraft des Loslassens. Fahren wir damit weiter fort, und es wird noch besser und besser. Loslassen gewinnt eine gewisse Dynamik. Haben wir einmal damit begonnen, ist es einfacher damit weiter zu machen. Je grossartiger wir uns fühlen, desto einfacher ist es loszulassen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um ganz tief zu graben und einige Dinge loszulassen, die wir nicht in Angriff nehmen würden, befänden wir uns noch immer auf der Müllhalde. Es gibt immer eine Emotion, die es hochzuholen und loszulassen gilt. Fühlen wir uns gut, sind die Emotionen nur subtiler.

Manchmal haben wir den Eindruck, mit einem bestimmten Gefühl festzustecken. Geben wir uns dann einfach dem Gefühl hin festzustecken. Lassen wir es einfach da sein und widerstehen wir ihm nicht. Wenn es nicht verschwindet, müssen wir versuchen, ob wir das Gefühl Stück für Stück loslassen können.

Eine weitere Blockade, die auftreten kann, ist die Furcht davor, dass wenn wir einen gewissen Wunsch loslassen, wir dann das, was wir zu bekommen wünschen, nicht erhalten. Es ist oft von Vorteil, einige allgemein geglaubte Überzeugungen zu betrachten und sie direkt zu Beginn loszulassen. Dazu gehören zum Beispiel folgende Glaubensüberzeugungen:

a) Wir verdienen uns Dinge nur durch harte Arbeit.
b) Leiden ist nützlich und gut für uns.
c) Für nichts bekommen wir nichts.
d) Dinge, die sehr einfach sind, können nicht viel wert sein.

usw.

Einige dieser psychologischen Blockaden gegenüber dieser Technik loszulassen, wird dazu führen, dass wir uns an ihrer Mühelosigkeit und Leichtigkeit erfreuen werden.

Die Anatomie der Emotionen

Das primäre Ziel des Menschen das jedes andere Ziel verdrängt, ist, das Überleben für sich und der Gruppe, mit der wir uns identifizieren, zu sichern. Am allermeisten fürchten wir den Verlust der Erfahrungs-Fähigkeit. Zu diesem Zweck sind wir am Überleben des Körpers so interessiert, da wir glauben, dass wir der Körper sind und somit den Körper brauchen, um unser Erleben zu erfahren. Weil wir uns selbst als getrennt und begrenzt betrachten, sind wir bei Mangelempfinden gestresst. Es ist für uns üblich, ausserhalb unserer selbst nach der Befriedigung unserer Bedürfnisse zu suchen. Das hat zur Folge, dass wir uns als verletzlich erleben, weil wir uns selbst nicht genügen.

Daher ist der Verstand ein Überlebensmechanismus, und seine Überlebensmethode ist hauptsächlich der Gebrauch von Emotionen. Gedanken werden von Emotionen hervorgerufen und schliesslich werden Emotionen zur Kurzschrift für Gedanken. Tausende, ja sogar Millionen von Gedanken können durch eine einzige Emotion ersetzt werden. Emotionen sind elementarer und primitiver als es mentale Vorgänge sind. Vernunft ist das Werkzeug des Verstandes, um seine emotionalen Ziele zu erreichen. Wenn der Intellekt sie nutzt, befindet sich die zugrundeliegende Emotion gewöhnlicherweise ausserhalb des Gewahrseins. Ist die darunter liegende Emotion vergessen oder wird sie ignoriert und nicht bewusst erfahren, sind wir uns des Grundes für unsere Handlungen nicht bewusst und wir entwickeln alle Arten von plausiblen Begründungen. Tatsache ist, dass wir häufig nicht wissen, warum wir tun, was wir tun.

Es gibt einen einfachen Weg, sich das emotionale Ziel hinter jeder Aktivität bewusst zu machen, nämlich durch den Gebrauch der Frage «Wozu?» Nach jeder Antwort auf die Frage «Wozu?» stellt man sie sich erneut; und das immer und immer wieder, bis das Grundgefühl aufgedeckt ist. Jede Aktivität oder jeder Wunsch wird offenbaren, dass das Hauptziel darin besteht, ein bestimmtes Gefühl zu erlangen. Es gibt keine anderen Ziele, als Angst zu überwinden und Glück zu erlangen. Emotionen sind damit verbunden, dass das woran wir glauben, unser Überleben absichern wird und nicht damit, was unser Überleben tatsächlich absichern wird. Emotionen sind tatsächlich der Ursprung der Grundangst, die jeden dazu antreibt, dauerhaft nach Sicherheit zu suchen.

Alle Gefühle geben entweder eine positive oder negative Energie ab. Die Bewusstseinsebene Mut ist der Umkehrungspunkt, der den Wechsel von negativer zu positiver Energie markiert. Diese Ebene ist die Energie der Integrität, Wahrhaftigkeit, Ermächtigung und der Fähigkeit, Dinge zu meistern. Die Bewusstseinsebenen unterhalb von Mut sind destruktiv und uns nicht förderlich, wohingegen die Ebenen darüber das Leben unterstützen. Der Muskeltest offenbart den Unterschied. Negative Reize schwächen den Muskel sofort, und positive Reize stärken den Muskel augenblicklich.

Jedes negative Gefühl beeinträchtigt ein bestimmtes Körperorgan und, während die Jahre ins Land ziehen, erkrankt dann genau dieses Organ bis es schliesslich in seiner Funktion kollabiert.

Emotionen verstehen

Alle Gedanken werden in einem Gedächtnisspeicher des Verstandes nach einem Ablagesystem basierend auf assoziierten Gefühlen und ihren feineren Abstufungen abgelegt. Sie werden nach Gefühlstönen abgelegt, nicht nach Fakten. Deshalb nimmt Selbstgewahrsein durch das Beobachten der Gefühle und nicht durch beobachten der Gedanken zu. Das Verständnis der zugrundeliegenden Emotion und ihre korrekte Handhabung sind somit weitaus lohnender und weniger zeitaufwendig, als uns mit unseren Gedanken zu befassen. Loslassen kann in Situationen des tagtäglichen Lebens sehr nützlich, doch in Lebenskrisen kann es absolut entscheidend sein, um enormem Leiden vorzubeugen, es zu lindern oder grundsätzlich zu überleben.

Emotionale Krisen

Bei einer Lebenskrise kommt es gewöhnlich zu einem Überwältigtsein von Emotionen. Die Krise hat eine unserer grösseren Bereiche unterdrückter oder verdrängter Gefühle angezapft. In dieser Situation ist das Problem nicht, die Emotion zu identifizieren, sondern herauszufinden, wie wir dieses Überwältigtsein handhaben. Sind wir von Emotionen überwältigt, so ist es häufig ratsam, diese schier überwältigende Menge an Emotionen zu reduzieren, indem wir den Mechanismus der Verdrängung und Unterdrückung bewusst benutzen, sodass diese Menge zerlegt und Stück für Stück losgelassen werden kann. Daher ist es in diesem Falle in Ordnung, bewusst möglichst viel von dieser Emotion wegzudrücken – so viel, wie wir in diesem Moment können. Wenn das Gefühl in seiner Grösse und Intensität reduziert wurde, ist es am besten, erst kleinere Aspekte der Situation loszulassen, anstatt die Gesamtsituation und die damit einhergehenden Emotionen. Der Zweck, dass wir uns in diese kleineren Aspekte des Problems begeben ist, dass es den Verstand in den Loslassmodus bringt. Der Loslassmodus führt uns zu der Ebene von Mut; die negativen Gefühle werden erkannt und durchgearbeitet; folglich haben sie ihre Last verloren. Plötzlich taucht das Gewahrsein auf, sodass wir den Mut haben, der Situation zu begegnen, unsere Gefühle einzugestehen und etwas gegen sie zu unternehmen. Sind die Nebensächlichkeiten einmal losgelassen, wird das Hauptgeschehnis merkwürdigerweise weniger und deshalb auch weniger bedrückend. Der Grund ist, wenn wir den Mechanismus der Kapitulation auf eine Emotion anwenden, ergeben wir uns zur gleichen Zeit allen Emotionen. Es ist, als ob alle Emotionen die gleiche zugrundeliegende Energie besitzen, so dass die Kapitulation in eine Richtung dazu führt, dass wir uns den Gefühlen, die äusserlich betrachtet scheinbar in die entgegengesetzte Richtung abzielen, sich ebenfalls ergeben.

Haben wir die erwähnten vier Methoden (Unterdrückung, Ausdruck, Flucht, Loslassen kleinerer Aspekte) angewandt, wird eine fünfte offensichtlich. Jede starke Emotion ist tatsächlich ein Gemisch zahlreicher untergeordneter Emotionen, und dieser gesamte emotionale Komplex kann demontiert werden. Ist der emotionale Komplex in seine Bestandteile zerlegt, besitzt jeder einzelne Bestandteil weniger Energie, sodass wir uns jedem individuell ergeben können. Während das Gefühl des Überwältigtsein verschwindet, werden wir uns daran erinnern, dass wir einen gewissen Anteil der Emotionen absichtlich unterdrückt haben und ihm entflohen sind. Nun kann dieser Anteil erneut betrachtet werden, sodass keine Restschädigung zurückbleibt.

Eine Krise auf der emotionalen, anstatt der intellektuellen Ebene zu verarbeiten, wird ihre Dauer erheblich verkürzen. Es gibt eine Menge Vorteile, eine Lebenskrise erfolgreich zu bewältigen. Es kommt zu einer allgemeinen Abnahme der Angst vor dem Leben, zu einem grösseren Gefühl der Meisterung, einem gesteigerten Mitgefühl für das Leiden der anderen und einer gesteigerten Fähigkeit, anderen Menschen durch ähnliche Situationen hindurch helfen zu können. So trägt jede Lebenskrise in sich das Potential einer Wende, einer Erneuerung, einer Ausdehnung, eines Bewusstseinssprungs, eines Loslassens des Alten und einer Geburt des Neuen.

Die Vergangenheit heilen

Betrachten wir unser Leben, entdecken wir noch Reste vergangener Lebenskrisen, welche immer noch unerlöst sind. An diesem Punkt ist es sinnvoll, sich zu fragen, ob es sich lohnt, weiterhin den Preis dafür zu zahlen. Man sagt, dass die meisten Menschen ihr Leben damit verbringen, die Vergangenheit zu bedauern und die Zukunft zu fürchten, und deshalb nicht in der Lage sind, in der Gegenwart Freude zu erleben. Manche verbrachten ihr gesamtes Leben damit, ausgeklügelte intellektuelle Systeme zu konstruieren, um das zu rechtfertigen, was mehr als offensichtlich nur eine einfach unterdrückte Emotion ist.

Eines der wirksamsten Werkzeuge für die Handhabung der Vergangenheit ist die Schaffung eines anderen Kontextes. Das bedeutet, dass wir dem Vergangenen eine andere Rolle geben. Wir nehmen eine andere Haltung gegenüber den vergangenen Schwierigkeiten oder Traumata ein und erkennen das darin verborgene Geschenk. Alles kann einem Menschen genommen werden, ausser die eigene Freiheit, seine Einstellung in jeder vorgegebenen Situation zu wählen. Jede Lebenserfahrung, ganz gleich wie «tragisch» sie sein mag, birgt eine verborgene Wegleitung. Entdecken wir das verborgene Geschenk und erkennen seine Existenz an, findet eine Heilung statt.

Lebensereignisse sind somit Gelegenheiten, um zu wachsen, sich zu erweitern, neue Erfahrungen zu machen und sich weiter zu entwickeln. Der Vorteil einer Krise ist der, dass wir mit unserem Schatten in Kontakt kommen. Es macht uns menschlicher und vollständiger, wenn wir erkennen, was wir mit der ganzen Menschheit teilen. All die Dinge, von denen wir annahmen, dass es nur die Verfehlungen «der anderen» sind, existieren ebenso in uns. Haben wir einmal unseren Schatten erkannt, verliert er seine Macht. Alles, was es braucht, ist nur zuzugeben, dass wir gewisse verbotene Impulse, Gedanken und Gefühle haben. Jetzt können wir ihnen mit einem «Na, wenn schon.» begegnen. Wir müssen uns nicht mehr darin ergeben, andere oder uns selbst schlecht zu machen. Eine emotionale Krise zu bewältigen, führt zu mehr Weisheit und bereichert einen für das ganze Leben. Angst vor dem Leben zu haben bedeutet tatsächlich, Angst vor Emotionen zu haben Es sind nicht die möglichen Veränderungen im Leben, vor denen wir Angst haben, sondern wir ängstigen uns vor den dabei aufkommenden Gefühlen. Haben wir einmal die Meisterschaft über unsere Gefühle erlangt, verringert sich unsere Lebensangst. Wir empfinden ein grösseres Selbstvertrauen und sind bereit, grössere Risiken einzugehen, da wir nun fühlen, dass wir die emotionalen Folgen – wie auch immer sie sein werden – bewältigen können. Weil Angst die Basis aller Hemmungen ist, bedeutet die Herrschaft über die Angst, die Freigabe ganzer Lebenserfahrungsbereiche, die zuvor vermieden wurden.

Der Anteil in uns, der danach verlangt, an negativen Emotionen festzuhalten, ist unsere Kleinheit. Die Kleinheit ist der Teil von uns, der gemein, kleinlich, selbstsüchtig, konkurrierend, geizig, hinterhältig, misstrauisch, nachtragend, wertend, herabsetzend und selbstgefällig ist und sich schwach, schuldig und beschämt fühlt. Dieser Anteil verfügt über wenig Energie; er ist erschöpfend und herablassend und führt zu einer Minderung des Selbstrespekts. Er ist der kleine Teil in uns, der für unseren eigenen Selbsthass, für unsere nicht enden wollenden Schuldgefühle und für die Suche nach Bestrafung, Krankheit und Leid Verantwortung trägt. Ist das der Anteil, mit dem wir uns identifizieren wollen? Ist das die Art und Weise, wie wir uns sehen wollen? Wenn das die Art und Weise ist, in der wir uns betrachten, wird es auch zu der, wie andere uns sehen. Die Welt kann nur sehen, wie wir uns selbst sehen.

Positive Emotionen steigern

Die logische Folge des Loslassens negativer Gefühle ist damit aufzuhören, dem Positiven zu widerstehen. Alles im Universum hat sein Gegenteil; daher hat jedes negative Gefühl im Gemüt sein Gegenüber (zwischen Kleinheit und Grösse), ganz gleich, ob wir uns zu jeder Zeit seiner Existenz bewusst sind oder nicht.

Eine gute und sehr aufschlussreiche Übung ist die, sich hinzusetzen und sich das Gefühl anzuschauen, das direkt «gegenüber» dem negativen Gefühl liegt, das wir gerade erleben und dann damit beginnen, den Widerstand gegen dieses positive Gefühl loszulassen. Der Zweck dieser Übung ist, in uns selbst das zu finden, was wir nur als Grösse bezeichnen können. Grösse zeigt sich im Mut, Hindernisse zu überwinden. Sie zeigt sich in der Bereitschaft, zu einer höheren Ebene der Liebe zu gelangen. Sie zeigt sich in der Akzeptanz des «Menschlichseins» anderer und im Mitgefühl für ihr Leid, indem wir uns in deren Lage versetzen. Durch die Vergebung anderer kommt es zur Selbstvergebung und zur Linderung der eigenen empfundenen Schuld. Den eigentlichen Lohn erhalten wir, wenn wir unsere Negativität loslassen und uns dafür entscheiden, liebevoll zu sein. Mit diesem gesteigerten Gewahrsein darüber, wer wir wirklich sind, entwickelt sich eine zunehmende Unverletzlichkeit gegenüber Schmerz. Sobald wir mitfühlend unser eigenes Menschsein und das der anderen akzeptiert haben, unterliegen wir nicht mehr länger der Demütigung. Denn wahre Demut ist Teil unserer Grösse. Sobald wir mit diesem inneren SELBST, dieser inneren Grösse, dieser inneren Erfüllung, Zufriedenheit und dem wahren Glücksempfinden in Berührung gekommen sind, haben wir die Welt überwunden. Dann ist die Welt ein Ort, an dem wir uns erfreuen; wir werden nicht mehr von ihr kontrolliert und sind ihr nicht mehr ausgeliefert.

Wenn wir uns diese beiden Techniken nutzbar machen (das Loslassen negativer Emotionen und das Aufgeben des Widerstandes gegen positive Emotionen), erreichen wir früher oder später ein unvorhergesehenes, umfassendes Gewahrsein unserer wahren Dimension. Das Endresultat dieses bewussten Umgangs mit Emotionen ist Unverwundbarkeit und Unerschütterlichkeit. Wir sind nun dazu fähig, das Leben mit Ausgeglichenheit und Anmut zu durchschreiten.

Apathie und Depression

Hinter Apathie steht die Überzeugung: «Ich kann nicht.» Apathie bedeutet Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit. Der biologische Zweck von Apathie ist der, Hilfe herbeizuholen; doch ein Teil des Gefühls dabei ist, dass keine Hilfe möglich ist. Bei der Loslass-Technik können Gefühle der Apathie als Formen von Widerstand auftauchen.

Da wir in Wirklichkeit zu vielem imstande sind, verbirgt sich hinter den meisten «Ich kann das nicht»-Aussagen tatsächlich ein: «Ich will das nicht.» Meist steckt hinter beiden Aussagen eine Angst. Diese Gefühle können wir uns bewusst machen, indem wir uns folgende hypothetischen Fragen stellen: «Entspricht es der Wahrheit, dass ich es eher nicht will als nicht kann? Wenn ich das akzeptiere, dass ich es nicht will, was für Situationen werden dadurch heraufbeschworen und wie empfinde ich diesen Situationen gegenüber?»

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass wir die Freiheit haben, unsere Gefühle anzuerkennen und uns ihnen zu ergeben oder uns ihnen nicht zu ergeben. Auch wenn wir unser «Ich kann das nicht» in verschiedenen Bereichen untersuchen und herausfinden, dass es fast jedes Mal ein «Ich will das nicht» ist, bedeutet das nicht, dass wir die negativen Gefühle, die auf ein «Ich will das nicht» hinauslaufen, loslassen müssen. Wir haben die absolute Freiheit, das Loslassen zu verweigern. Wir sind frei, an der Negativität festzuhalten, solange wir wollen. Es existiert kein Gesetz, das sagt, dass wir die Negativität aufgeben müssen. Wir sind frei Handelnde. Es mach jedoch einen grossen Unterschied in unserem Selbstkonzept, zu erkennen, dass das «Ich will etwas nicht tun» ein ziemlich anderes Gefühl ist als zu denken, dass «ich ein Opfer bin und es nicht kann». Wir können uns zum Beispiel dazu entscheiden, anderen die Schuld zu geben oder gewisse Umstände für etwas zu beschuldigen. Doch uns bewusst zu sein und zu erkennen, dass wir aus freien Stücken heraus diese Haltung wählen, befördert uns in einen höheren Bewusstseinszustand und somit näher an mehr Wirkmacht und Meisterschaft als das hilflose Opfer eines Gefühls zu sein.

Schuldvorwürfe

Eine der grössten Blockaden, die es zu überwinden gilt, um aus Depression und Apathie herauszukommen, ist die des Schuldvorwurfs. Der vielleicht grösste Lohn des Vorwurfs ist der, dass wir dadurch zum unschuldigen Opfer werden und die andere Partei die Bösen sind. Vorwurf ist die weltweit beste Form der Ausrede. Sie ermöglicht uns, ohne Schuldgefühle begrenzt und klein zu bleiben. Doch wir zahlen einen hohen Preis – den Verlust unserer Freiheit. Auch bringt die Rolle des Opfers ein Selbstbild mit sich, das von Schwäche, Verletzlichkeit und Hilflosigkeit geprägt ist. Dies sind die Hauptelemente von Apathie und Depression.

Der erste Schritt aus dem Vorwurfsverhalten heraus ist zu erkennen, dass wir diejenigen sind, die sich entschieden haben, andere zu beschuldigen. Es geht hier nicht um Richtig oder Falsch; es geht lediglich darum, Verantwortung für unser Bewusstsein zu übernehmen. Es ist nicht notwendig, anderen oder sich selbst etwas vorzuwerfen. Schuldvorwürfe sind das zentrale Thema endloser Gerichtsverfahren und Rechtsstreitereien, die unsere Gesellschaft so prägen. In Wahrheit ist ein Schuldvorwurf nur ein weiteres negatives Programm, welches wir unserem Verstand erlaubt haben zu glauben, da wir nie innegehalten haben, um es einmal zu hinterfragen. Um das Vorwurfsverhalten zu überwinden, ist es erforderlich, sich die geheime Befriedigung und Freude, die wir aus Selbstmitleid, Groll, Wut und Ausreden beziehen, zu betrachten und damit zu beginnen, all diese kleinen Belohnungen aufzugeben. Der Zweck dieses Schrittes ist es, nicht mehr das Opfer unserer Gefühle zu sein, sondern sich zu entscheiden, sie zu haben. Wenn wir uns lediglich zu unseren Gefühlen bekennen und sie betrachten, damit beginnen, sie zu demontieren und uns den Bestandteilen der negativen Gefühle ergeben, dann üben wir bewusst eine Wahl aus. Auf diese Weise machen wir einen gezielten Schritt hinaus aus dem Morast der Hilflosigkeit

Depression und Apathie entstehen nur, weil wir an dem kleinen Selbst und seinen Glaubenssystemen festhalten, als auch an unserem Widerstand gegen unser höheres SELBST, welches sich aus all den Gefühlen zusammensetzt, die den negativen Emotionen gegenüberstehen. In der menschlichen Psyche besitzt jedes Gefühl sein Gegenstück. Der Weg aus der Negativität heraus ist daher die Bereitwilligkeit, negative Gefühle anzuerkennen und loszulassen und zur gleichen Zeit bereits zu sein, den Widerstand gegenüber ihren positiven Entsprechungen loszulassen. Depression und Apathie sind das Ergebnis dessen, der negativen Polarität ausgeliefert sein.

Eines der Gesetze des Bewusstseins ist: Wir sind nur dann einem negativen Gedanken oder einer negativen Glaubensüberzeugung unterworfen, wenn wir bewusst meinen, dass dies auf uns zutrifft. Wir haben auch die Freiheit, einer negativen Glaubensüberzeugung nicht zu glauben. Damit eine Form von Negativität für unser Leben gilt, müssen wir ihr zuerst zustimmen und ihr dann die Energie der Überzeugung geben.

Das Positive wählen

Ein Effekt der Bereitschaft, unsere innere Negativität loszulassen, ist die Entdeckung, dass die polare Kehrseite der negativen Gefühle ebenfalls existiert. Unser Höheres SELBST, das wir als den Verbund unserer höheren Gefühle bezeichnen können, besitzt unbegrenzte Fähigkeiten. Da auf der Seelenebene so etwas wie Zeit nicht existiert, haben wir im Hier und Jetzt immer die Möglichkeit, ein Ereignis aus der Vergangenheit zu heilen. Wenn wir zum Beispiel auf Bitterkeit stossen, haben wir in unserer eigenen emotionalen Veranlagung einen nicht geheilten Bereich entdeckt. Wenn wir diesen nicht geheilten Bereiche aufrichtig untersuchen, werden wir immer entdecken, dass wir uns selbst für unsere Ignoranz, Naivität, Unschuld und unsere mangelnde innere Bildung bestrafen. Ab jetzt können wir es ablehnen, wie ein Aufnahme-Recorder dazusitzen, der jedes Programm aufnimmt, welches die Welt uns anbietet. Die Welt ist nur allzu bereit, unsere Naivität auszunutzen und auf unserer Kleinheit, mit all ihren Eitelkeiten und Ängsten zu spielen.

Die Gesellschaft, mit der wir uns umgeben

Eine wertvolle Technik, um generell aus Situationen, die vom «Ich kann nicht»-Gedanken geprägt sind, herauszukommen, ist, sich bewusst mit Menschen zu umgeben, die das Problem, mit dem wir noch zu kämpfen haben, für sich bereits auflösen konnten. Dies ist eine der grossen Kräfte, auf denen Selbsthilfegruppen aufbauen. Der Vorteil liegt hier auf der psychischen Ebene des Bewusstsein. Es findet eine Übertragung positiver Energie und ein erneutes Entflammen der eigenen latent vorhandenen positiven Gedankenformen statt. Einfach gesagt werden wir sowohl positiv als auch negativ von den Menschen beeinflusst, mit denen wir uns umgeben. Es ist unwahrscheinlich, dass wir ein Problem überwinden werden, wenn wir uns entscheiden, mit anderen Menschen zusammen zu sein, die das gleiche Problem haben.

Wenn wir uns im Zustand von Apathie und Depression befinden, können wir das zugrundeliegende Programm entdecken, wenn wir uns fragen, was wir damit versuchen zu beweisen. Versuchen wir etwa zu beweisen, dass das Leben gemein ist, dies eine hoffnungslose Welt sei, es nicht unser Fehler war, man keine Liebe finden kann, dass Glück unmöglich ist? Was versuchen wir damit zu rechtfertigen?  Wie viel sind wir bereit zu zahlen, um «Recht» zu haben? Wenn wir die Gefühle, die auf diese Fragen hochkommen, anerkennen und loslassen, werden die Antworten darauf erscheinen.

Trauer

Trauer ist eine Erfahrung, die wir alle kennen. In der Trauer empfinden wir die Dinge als zu schwierig und glauben, es niemals überwinden zu können. Bei Trauer existiert ein Gefühl der Verletzlichkeit gegenüber Schmerz und Leid, weswegen wir in der äusseren Welt eine Menge davon wahrnehmen, um unser eigenes inneres Trauergefühl zu verstärken und zu rechtfertigen. Da ist ein Schrei nach Hilfe, weil wir uns nicht dazu fähig fühlen, selbstständig aus der Trauer herauszukommen. Wir glauben, dass jemand anderes das vielleicht für uns bewerkstelligen kann. Darin unterscheidet sich Trauer von Apathie, denn in der Apathie glauben wir, dass keiner uns helfen kann.

Unterdrückte Trauer ist für viele psychosomatische Leiden und gesundheitliche Beschwerden verantwortlich. Anstatt das Gefühl zu unterdrücken, können wir – wenn wir erlauben, es hochkommen zu lassen und es freizulassen – schnell von Trauer zur Akzeptanz gelangen. Die psychologische Grundlage von Kummer und allem Trauern ist die Anhaftung. Anhaftung und Abhängigkeit treten deshalb auf, weil wir uns innerlich als unvollständig empfinden; deshalb begehren wir Objekte, Menschen, Beziehungen, Orte, Konzepte, um unsere inneren Bedürfnisse zu erfüllen. Anhaftung erschafft eine Abhängigkeit, und Abhängigkeit trägt, aufgrund ihrer Natur, eine Angst vor Verlust in sich.

Innerhalb jeder Person existieren ein Kind, ein Elternteil und ein Erwachsener. Wenn Trauer hochkommt, lohnt es sich, zu fragen: Ist in meinem Inneren das Kind, das Elternteil oder der Erwachsene die Quelle dieses Gefühls?

Der Umgang mit Verlust

Aufgrund der Natur von Anhaftung ist der erste Zustand, der der tatsächlichen Verlusterfahrung vorangeht, die Angst vor dem Verlust. Wir können den Verlust antizipieren, und wir können die verschiedenen Ängste, die wir mit dem Verlust assoziieren, bewältigen, indem wir die emotionalen Komplexe, die diese Ängste repräsentieren, demontieren und die einzelnen Bestandteile loslassen.

Die Verleugnung der Unausweichlichkeit von Verlust zu bewältigen, geschieht teilweise, indem wir die Manipulationsversuche durchschauen. Wir können uns für das Loslassen des Widerstandes gegenüber der Trauer entscheiden. Anstelle von Verleugnung und Widerstand, tauchen wir einfach in das Gefühl hinein und kommen darüber hinweg.

«Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, zwischen beiden zu unterscheiden.»

Der Teil von uns, den wir als unser SELBST bezeichnen, liebt anstatt danach zu suchen, geliebt zu werden. Folglich kommt es zu dem Gewahrsein, dass wir zu jeder Zeit von grenzenloser Liebe umgeben sind. Liebe wird automatisch von der Person angezogen, die selber liebend ist. Durch das konstante Loslassen unserer negativen Gefühle heilen wir die Pein, die uns gegenwärtig plagt, und verhindern prophylaktisch das Auftreten zukünftiger Qualen. Angst wird durch Vertrauen ersetzt, und mit diesem Vertrauen geht ein tiefes Wohlbefinden einher. Immunität gegen das Betrauern von Verlust erfolgt dann, wenn wir die Abhängigkeit vom kleinen Selbst (der Persönlichkeit) durch Abhängigkeit vom SELBST (Göttlichkeit, Seele) ersetzen.

Angst

Sorgen sind chronische Ängste und Paranoia ist die extreme Form davon. Bei milderen Formen fühlen wir uns einfach unwohl. Angst erzeugt angsterfüllte Gedanken. Je stärker wir an diesen Gedanken festhalten, desto wahrscheinlicher wird das gefürchtete Ereignis in unserem Leben stattfinden. Was dann wiederum unsere Angst verstärkt. Weil Angst mit unserem Überleben in Verbindung gebracht wird, existiert in unserem Verstand ein spezielles Abkommen mit der Angst. Für die meisten Menschen ist Angst so allgegenwärtig, dass deren Leben eine riesige Kulisse aus kompensatorischen Mass-nahmen darstellt, um ihre Ängste zu beherrschen. Doch sogar das reicht nicht aus, weil die Medien und die Aussenwelt uns in unterschiedlichen Formen immer und immer wieder Angst machende Situationen zeigen.

Angst wird durch Liebe geheilt. Im gesamten Prozess geht es um das Loslassen von Angst und um das Ersetzen von Angst durch Liebe.

Es braucht eine Menge an Energie, unseren Schatten verborgen zu halten, und unsere vielen Ängste zu unterdrücken. Das führt zu einem Raubbau an Energie. Auf der emotionalen Ebene drückt sich das als Hemmung der Fähigkeit zu lieben aus. Jeder von uns hat ein gewisses Reservoir an unterdrückter und verdrängter Angst in sich. Unbewusst glauben wir, dass uns die Angst am Leben erhält; das liegt daran, weil wir die Angst mit unserem gesamten Satz an Überlebensmechanismen assoziieren. Wir haben die Vorstellung, dass, wenn wir die Angst – unseren Haupt-Abwehrmechanismus – loslassen, wir auf irgendeine Weise verwundbar werden. Aber genau das Gegenteil passiert. Es ist die Angst, die uns für die wahren Gefahren im Leben blind macht. Tatsächlich ist die Angst selbst die grösste Gefahr für den menschlichen Körper. Angst und Schuld sind es, die in jedem Bereich unseres Lebens Krankheit und Versagen bringen können. Wir könnten die gleichen Schutzmassnahmen auch aus Liebe anstatt aus Angst ergreifen.

Schuld

Eine spezielle Form von Angst ist das, was wir Schuldgefühle nennen. Schuld ist immer verbunden mit einem Gefühl der Verkehrtheit und der potenziellen Strafe. Wenn die Bestrafung nicht in der externen Welt ausgeführt wird, drückt sie sich auf der emotionalen Ebene als Selbstbestrafung aus. Schuld begleitet alle negativen Emotionen; somit ist dort, wo Angst ist, auch Schuld. 99 Prozent der Schuldgefühle haben überhaupt nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Schuldgefühle sind eine wirkliche Selbst-Verurteilung und Selbst-Entkräftung unserer Würde und Werte als menschliche Wesen. Schuld ist so weit verbreitet wie Angst, und wir fühlen uns schuldig, ganz gleich, was wir tun. Es ist unwahrscheinlich, dass körperliche Krankheit ohne Schuldgefühle überhaupt existiert. Schuld ist Ausdruck der Verleugnung unserer inneren eingeborenen Unschuld. Genau diese innere Unschuld ist der Grund, dass man uns ausnutzen kann. Wenn wir tief in uns hineinschauen, stellen wir fest, dass es tatsächlich an unserer eigenen Unschuld liegt, dass wir glauben, wir seien schuldig. Es liegt an unserer eigenen inneren Unschuld, dass wir all der Negativität der Welt geglaubt und ihr erlaubt haben, unsere Lebendigkeit abzutöten, unser Gewahrsein dessen, wer wir wirklich sind, zu zerstören und uns für die erbärmliche Kleinheit, mit der wir uns abgefunden haben, zu verkaufen.

Dies zu erkennen bedeutet, bewusst zu werden. Wachen wir auf und befreien wir uns von den negativen Programmen, um uns nicht länger von der Welt ausbeuten und versklaven zu lassen. Es dient nur dazu, uns zu kontrollieren, auszubeuten und um unseren Verstand gefangen zu nehmen.

Es gibt eine Sache, von der die Welt nicht will, dass wir sie herausfinden, und das ist die Wahrheit über uns selbst. Weshalb ist das so? Weil wir dann frei wären. Wir könnten dann nicht mehr länger kontrolliert, manipuliert, benutzt, ausgelaugt, versklavt, gefangen, verunglimpft oder entmachtet werden.

Seit Anbeginn der Zeit hat jeder grosse Lehrer uns gelehrt, nach Innen zu schauen um die Wahrheit zu finden, und dass die Wahrheit dessen, wer wir wirklich sind, uns frei machen wird. Wir werden dabei entdecken, dass alles, was die Welt als «böse» bezeichnet, sich direkt auf der Oberfläche befindet; es befindet sich direkt oben als die oberflächliche, äussere dünne Schicht. Unterhalb dieser Fehler befindet sich die Irrtumhaftigkeit. Wir sind also nicht verdorben, sondern nur unwissend.

Wir haben uns erlaubt, uns durch Schuld manipulieren zu lassen, und drehen jetzt den Spiess um und benutzen die gleiche Methode der Schuld, um zu versuchen, andere auszubeuten, zu kontrollieren und zu manipulieren.

Verlangen

Verlangen, insbesondere starkes Verlangen, schafft es immer wieder, das, was wir wollen, von uns fernzuhalten. Das liegt daran, weil Verlangen buchstäblich «ich habe es nicht» bedeutet. Wenn wir damit sagen, dass es nicht unser ist, erschaffen wir eine Distanz zwischen uns und dem, was wir eigentlich wollen. Diese Entfernung wird das Hindernis, das Energie verzehrt. Das Unmögliche wird möglich, sobald wir vollständig ergeben sind. Das liegt daran, weil etwas zu wollen, das Empfangen blockiert und zu einer Angst führt, das Gewünschte nicht zu erhalten.

In einem freien Bewusstseinszustand manifestiert sich in unserem Leben das, was wir gewählt haben, mühelos. Wir ergeben uns der Emotion des Verlangens und wählen das Ziel, stellen es uns mit viel Liebe vor und erlauben ihm, sich zu ereignen, weil wir es bereits als unser Betrachten. Während wir das Loslassen von Wünschen und Begierden erfahren, werden wir beginnen wahrzunehmen, dass das, was wir gewählt haben, fast magisch in unser Leben kommt. Bestimme die Ziele und dann lasse los, sie erreichen zu wollen.

Wären da nicht die negativen Programme, die uns etwas anderes haben glauben lassen, weshalb sollten wir überhaupt Schmerz und Leid erdulden, um irgendetwas in unserem Leben zu erreichen? Ist das nicht eher eine sadistische Sicht auf die Welt und das Universum? Andere Hindernisse auf dem Weg zur Erreichung unserer Bedürfnisse und Wünsche sind die unbewussten Schuldgefühle und unsere Kleinheit. Seltsamerweise wird uns der unbewusste Wille nur das erlauben, was wir auch glauben zu verdienen. Je mehr wir an unserer Negativität hängen und an dem kleinen Selbstbild, das sich daraus ergibt, desto weniger denken wir, dass wir etwas verdienen, und so verweigern wir uns unbewusst die Fülle, die so mühelos zu anderen fliesst. Genau das ist der Grund für die Aussage: «Die Armen werden ärmer und die Reichen werden reicher.» Wenn wir uns selbst gering schätzen, dann ist Armut das, was wir verdienen, und unser Unbewusstes wird sich darum kümmern, dass es auch tatsächlich so ist. Sobald wir unsere Kleinheit aufgeben und unsere eigene innere Unschuld wieder anerkennen, und wir den Widerstand gegenüber unserer Grosszügigkeit, Offenheit, gegenüber unserem Vertrauen, Liebevollsein und Glauben loslassen, wird das Unbewusste automatisch damit beginnen, Lebensumstände so zu arrangieren, dass die Fülle in unser Leben wieder zu fliessen beginnt.

Haben – Tun – Sein

Wenn wir uns aus den niedrigen Bewusstseinszuständen wie etwa Apathie und Angst befreien, gelangen wir in einen Zustand des Habenwollens. Was früher ein «Ich kann das nicht» und unmöglich war, wird nun möglich. Das allgemeine Voranschreiten der Bewusstseinsebenen – von der tiefsten bis zur höchsten Ebene – bedeutet, sich vom Zustand des Habens, zum Zustand des Tuns und weiter bis zum Zustand des Seins zu bewegen. Wenn wir zu mehr Barmherzigkeit aufrücken, ist unser Tun immer weniger damit beschäftigt, uns selbst zu dienen, und orientiert sich mehr und mehr daran, anderen zu dienen. Während unser Bewusstsein wächst, erkennen wir, dass der Dienst, welcher liebevoll an anderen orientiert ist, automatisch auch zur Erfüllung unserer eigenen Bedürfnisse führt. (Dies bedeutet nicht Aufopferung. Dienst ist kein Verzicht.) Schliesslich kommen wir zu der Überzeugung, dass unsere eigenen Bedürfnisse automatisch vom Universum erfüllt werden, und unsere Taten werden fast von selbst liebevoll. An diesem Punkt kommt es nicht mehr darauf an, was wir in der Welt tun, sondern es zählt das, was wir sind. Aufgrund der Qualität unserer Gegenwart wollen Menschen um uns sein und uns erleben.

Glamour/Glanz

Wenn wir uns etwas anschauen, das wir haben wollen, können wir zwischen der Sache selbst und der magnetischen Wirkung einer Qualität, die man am besten als «Glamour/Glanz» beschreiben kann, unterscheiden. Es ist dieses Missverhältnis zwischen dem, was eine Sache an sich ist, und dem Glamour, den wir mit der Sache verbunden haben, welcher zur Desillusionierung führt. So häufig sind wir einem Ziel hinterher gejagt und waren dann, wenn wir es erreicht haben, enttäuscht. Das kommt daher, dass die Sache selbst nicht mit unserem Bild davon übereinstimmte. Glamour bedeutet, dass wir der Sache eine Sentimentalität angehängt haben oder sie grösser gemacht haben als sie tatsächlich ist. Wir haben eine magische Qualität auf diese Sache projiziert, die uns auf irgendeine Art dazu führte, zu glauben, dass wir – haben wir sie einmal erstanden – auf magische Weise einen höheren Zustand von Glück und Befriedigung erreichen werden. Tatsächlich werden wir immer und immer wieder feststellen, dass das Verlangen an der glamourösen Fantasie hing; es ging von vornherein nicht um die Realität. Und weil es nicht um die Wirklichkeit geht, verkauft uns die Welt ständig Unehrlichkeit, die auf unsere Wünsche nach diesem verherrlichten Aspekt abzielt. Dieser Aspekt verspricht, uns wichtiger zu machen als wir wirklich sind. Glamour/Glanz auf dieser Ebene der Unehrlichkeit ist reiner Schwindel.

Wir werden, indem wir unsere Kleinheit loslassen, unsere Grösse erkennen und diese dadurch nach aussen in die Welt hinaus reflektieren. Wir können sehr leicht zu dieser aufregenden Person werden, die andere unbedingt kennenlernen möchten. Wähle einfach, diese Person zu sein, und lass die Blockade des Wunsches, so sein zu wollen, los. Das, was wir wollen, können wir direkt haben, ohne den Umweg durch irgendwelche unaufrichtigen Verheissungen, die uns in die Frustration und Enttäuschung führen.

Wut

Wut beinhaltet eine Menge Energie. Daher können wir uns tatsächlich energetisiert fühlen, wenn wir gereizt oder verärgert sind. Einer der Tricks, die wir lernen, um schnell von Apathie und Trauer wegzukommen, ist es, in Wut zu geraten und dann von Wut zu Stolz emporzuschnellen und dann weiter zum Mut zu finden. In Wut findet sich Aktionsenergie, welche die Geschäftigkeit der Welt zur Folge hat. Wenn die an Mangel Leidenden der Welt durch Verlangen energetisiert werden und über das, was ihnen fehlt, in die Wut gelangen, befähigt sie diese Wut, die notwendigen Handlungen zu vollziehen, um ihre Träume für ein besseres Leben zu erfüllen. Die in der Bevölkerung vorhandene Menge unterdrückter Wut wird sofort ersichtlich, wenn wir uns anschauen, wie populär Gewalt in den Medien ist. Hier werden den Zuschauern nachempfundene Erlebnisse dargeboten, in denen Wut in verschiedensten Formen herausgelassen wird.

Normalerweise empfinden wir so grosse Schuld bezüglich unserer Wut, dass wir es für nötig halten, das Objekt unserer Wut als «unrecht» zu erklären, sodass wir behaupten können, unser Ärger sei «gerechtfertigt». Nur sehr wenige Menschen sind dazu fähig, die volle Verantwortung für ihre eigene Wut zu übernehmen und zu sagen: «Ich bin wütend, weil ich voller Wut bin.» Auch unterdrückte Wut-Energie ist Wut. Wird dies nicht anerkannt und durchgearbeitet, wird sie schädigende Konsequenzen sowohl für die Gesundheit als auch für die Gesamtentwicklung des Menschen haben. Die Absicht hinter Wut ist negativ, weshalb die nicht ausgedrückte Wut ähnliche Folgen haben wird.

Die Wut positiv nutzen

Eine hilfreiche Herangehensweise ist, die Wut-Energie positiv zu betrachten und sie zu nutzen, um unsere Ambitionen und Taten auf eine nützliche Art und Weise aufleben zu lassen. Die Wut kann uns zur Umorientierung inspirieren, um mehr Klarheit in der Bestrebung hervorzubringen, es einfach besser zu machen. Sie kann uns dazu inspirieren, nach Innen zu schauen und alle negativen Gefühle durch Akzeptanz aufzugeben. Anstatt uns furchtbar darüber zu ärgern, haben wir die Möglichkeit, es zu akzeptieren.

Selbstaufopferung

Eine weitere Quelle von Wut ist Stolz, und insbesondere der Aspekt von Stolz, den man Eitelkeit nennt. Es ist häufig unser persönlicher Stolz, der dem Ärger Futter gibt und ihn vermehrt. Eine Quelle des Stolzes ist mit Selbstaufopferung verbunden. Wenn unsere Beziehung zu anderen mit unserem kleinen Selbst in Gestalt von Aufopferung in Verbindung stehen, wird sich zu einem späteren Zeitpunkt Ärger in uns ansiedeln, weil die andere Person sich unseres «Opfers» in der Regel nicht bewusst ist und somit mit geringer Wahrscheinlichkeit unsere Erwartungen erfüllen wird.

Das, was wir von einer anderen Person wollen, wünschen und verlangen, wird von ihr als Druck empfunden. Sie wird deswegen unbewusst widerstehen. Der Widerstand ist deshalb da, weil Druck immer als eine Aberkennung unserer Wahlmöglichkeit empfunden wird. Das wird als emotionale Erpressung empfunden. Wir alle kennen den Widerstand, den wir empfinden, wenn uns gewahr wird, dass jemand nach Lob oder Komplimenten aus ist. Sind wir durch Selbstaufopferung motiviert, üben wir immer auf die andere Person Druck aus.

Anerkennung/Würdigung

Eines der grossen Geheimnisse von Beziehungen ist Anerkennung. Das Verhalten der anderen uns gegenüber birgt immer ein verborgenes Geschenk in sich. Selbst wenn uns dieses Verhalten negativ erscheint, gibt es dort etwas für uns zu finden. Häufig taucht dieses Etwas in Form eines Hinweises für uns auf, um bewusster zu werden. Mit Gewahrsein erkennen wir, dass jeder in unserem Leben als ein Spiegel für uns fungiert. Sie spiegeln uns das zurück, was wir selbst nicht geschafft haben, in uns anzuerkennen. Sie zwingen uns dazu, anzuschauen, welche Bedürfnisse angesprochen werden müssen. Welcher Aspekt unseres kleinen Selbstes muss aufgegeben werden? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir konstant unseren Stolz loslassen, damit wir in der Lage sind, unsere Wut ungeschehen zu machen. Dann können wir für die ständigen Möglichkeiten zu wachsen, die uns im Laufe eines jeden Tages dargeboten werden, dankbar sein. Dazu müssen wir der Versuchung widerstehen, ständig uns selbst und anderen die Fehler in die Schuhe zu schieben. Dies hat damit zu tun, dass unser kleines Selbst keine besseren Wege kennt, um unsere Ziele zu erreichen. Es sieht einfach die Alternative nicht, bei der man die Entscheidung trifft, eine Situation durch freie Wahl zu ändern. Eine Quelle der Wut sind die nicht anerkannten Handlungen aus Liebe, die wir gegenüber anderen zum Ausdruck gebracht haben.

Dieser ganze Schauplatz der Wut kann dadurch aufgehoben und vermieden werden, wenn wir den enormen Wert erkennen, der darin liegt, die Gesten anderer uns gegenüber einfach zu würdigen und anzuerkennen.

Erwartungen

Wenn wir damit aufhören, andere mit unseren Erwartungen unter Druck zu setzen, erschaffen wir für die anderen einen offenen Weg, positiv auf uns zu reagieren. Als prophylaktischen Schachzug, um Ressentiments zu kompensieren, könnten wir das, was wir für andere getan haben, von der Ebene der Aufopferung zur Ebene eines liebevollen Geschenks verlagern. Für diesen Schritt können wir uns dann würdigen und unsere Erwartungen fallen lassen, was dazu führt, dass sich die Widerstände in anderen auflösen.

Chronischer, nicht bemerkter Ärger und Groll tauchen in unserem Leben als Depression – was nichts anderes als eine Wut ist, die sich gegen uns selbst richtet – wieder auf.

Stolz

Häufig wird Stolz als eine «gute Sache» angesehen. Wenn wir jedoch einen genauen Blick darauf werfen, werden wir sehen, dass Stolz – genau wie all die anderen negativen Gefühle, frei von jeglicher Liebe ist. Folglich ist Stolz im Grunde genommen zerstörerisch. Intellektueller Stolz führt zu Ignoranz, und spiritueller Stolz ist in jedem von uns das Haupthindernis auf dem Weg zu spiritueller Entwicklung und Reife. Der grösste Verfall, der stattfinden kann, geschieht durch religiösen Stolz gekoppelt mit der Überzeugung, dazu berechtigt zu sein, andere zu morden, weil sie unseren speziellen Glauben nicht teilen. Aufgrund der Verletzbarkeit von Aufblähung und Verleugnung ist ein stolzer Mensch ständig in der Defensive. Im umgekehrten Fall kann ein demütiger Mensch nicht gedemütigt werden, da er – seinen Stolz bereits losgelassen – immun gegen Schadenanfälligkeit ist. Viele Menschen versuchen, eine wirkliche Selbstachtung durch Stolz zu ersetzen. Wenn wir uns in einem Zustand von Stolz befinden, wird unsere Energie verschwendet – durch die ständige Beschäftigung mit der Verteidigung unseres geführten Lebens. Es existiert eine unermüdliche Beschäftigung mit dem äusseren Erscheinungsbild und mit dem, was andere Menschen über uns denken werden, sodass eine konstante Angreifbarkeit durch die Meinungen anderer besteht. Lassen wir unser Verlangen nach Bestätigung oder unser Bedürfnis, beweisen zu wollen, dass wir im Recht sind, los, fallen die Kampfansagen, die sich gegen uns gerichtet haben, automatisch weg.

Dies bringt uns zu einem grundlegenden Gesetz des Bewusstseins: Eine Abwehrhaltung lädt zum Angriff ein. Stolz ist dünnes Eis, ein armseliger Ersatz für diese felsenartige, echte Stärke, die von den Bewusstseinsebenen Mut, Akzeptanz oder Frieden ausgeht. Sind wir einmal bewusst mit der Wahrheit unseres wahren Seins – dem Wesen unseres inneren Selbstes mit all seiner echten Unschuld, Grösse und Vornehmheit des menschlichen Geistes – in Berührung gekommen, brauchen wir den Stolz nicht mehr länger. Wir wissen einfach, was wir sind, und diese Selbsterkenntnis reicht uns aus. Das, was wir wirklich wissen, bedarf niemals einer Verteidigung und unterscheidet sich von der Energie des Stolzes. Stolz weist subtil darauf hin, dass Raum für Auseinandersetzung existiert und dass der Wert einer Sache anfechtbar ist. Je kleiner wir uns innerlich fühlen, desto mehr müssen wir ein inneres Gefühl von Unzulänglichkeit, Unwichtigkeit, und Bedeutungslosigkeit durch den Ersatz der Emotion Stolz kompensieren.

Demut

Je mehr wir unsere negativen Emotionen aufgeben, desto weniger werden wir uns auf die Krücke Stolz stützen. An seine Stelle tritt die Qualität, die wir «Demut» nennen, und die wir subjektiv als Friedlichkeit erleben. Wahre Demut kann von keinem Menschen erlebt werden, von dem wir sagen, er besitze sie, weil Demut keine Emotion ist. Der wahre Demütige kann nicht gedemütigt werden. Es gibt nichts, wodurch man sich angegriffen fühlt, und es ist kein Bedarf vorhanden, zu reagieren. Stattdessen sieht der aufrichtig Demütige die kritische Bemerkung eines anderen lediglich als eine Darlegung der inneren Probleme dieser Person.

Dankbarkeit ist eines der Gegenmittel von Stolz. Es ist eine skurrile Merkwürdigkeit des menschlichen Verstandes, ihm dabei zuzusehen, wie er allem Stolz beifügt, indem er das Wort «mein» voranstellt. Der problematische Aspekt, Dingen das Wort «mein» voranzustellen, ist der Stolz, der mit dem Gefühl von Besitz einhergeht. Dies hat zur Folge, dass wir uns dazu aufgefordert fühlen, alles, was als «mein» betitelt wird, zu verteidigen.

Wir können unsere Verwundbarkeit reduzieren, wenn wir das Verlangen, etwas besitzen zu wollen, loslassen. Anstatt es «mein» zu nennen, können wir das Wort «ein» benutzen. Auf diese Weise werden wir bemerken, dass, wenn wir einen unserer Gedanken als «eine Meinung» anstatt «meine Meinung» betrachten, sich die Färbung des Gefühls dahinter verändert. Warum bekommen die Menschen eine Wut, wenn es um «ihre» Meinungen geht? Es liegt lediglich an der Bedeutungsschwere des vorangestellten Wortes «mein». Wenn Meinungen stattdessen «nur als eine Meinung» betrachtet werden, existiert die Anfälligkeit zur stolzerfüllten Wut nicht mehr.

Wir können uns fragen: «Möchte ich meine Anfälligkeit, angegriffen zu werden, wirklich ausweiten, indem ich mich umfangreich mit all diesen vorübergehenden Gedanken identifiziere und sie «mein» nenne?» Wenn wir uns die wahre Qualität von Meinungen anschauen, werden wir damit aufhören, ihnen so viel Wert beizumessen. Betrachten wir unsere Meinungen, werden wir erkennen, dass es hauptsächlich unsere Emotionen sind, die ihnen überhaupt erst einen Wert verleihen.

Das, was wir aufrichtig schätzen und verehren, wird durch unsere eigene Verehrung geschützt. Wenn wir jemandem erzählen, dass wir etwas deswegen tun, weil wir so viel Freude daran haben, gibt es nicht wirklich viel dagegen zu sagen. Wenn wir folgern, dass wir etwas machen, weil wir das Recht dazu haben, sehen wir sofort, wie sich die Nackenhaare bei den anderen sträuben, weil sie ebenfalls eine Meinung darüber haben, was richtig und Recht ist. Unsere Wertvorstellungen sind Vorlieben. Wir halten an ihnen fest, weil wir sie lieben, uns an ihnen erfreuen und Vergnügen aus ihnen ziehen. Halten wir sie in diesem Kontext, werden wir von anderen in Ruhe gelassen.

Der Grund, weshalb Stolz Angriffe auslöst, liegt an der Schlussfolgerung von Stolz, dass wir «besser» sind als die anderen. Dies ist ein entscheidender Wesenszug von Stolz. Wenn wir keine stolze Haltung gegenüber unseren Meinungen einnehmen, haben wir die Freiheit, sie zu ändern. Dies wirft einen der Widerstände gegenüber dem Aufgeben von Stolz auf, und das ist der Stolz selbst. In der stolzen Haltung ist einer der zugrundeliegenden Probleme die Angst. Wir fürchten, wenn wir unsere Haltung zu einem gewissen Thema ändern, die Meinung der anderen über uns nachteilig beeinflusst wird.

Der Stolz verhindert, dass wir das sehen, was vollkommen offensichtlich ist. Tausende von Menschen sterben wegen ihres Stolzes. Stolz hält uns davon ab, unsere eigenen Begrenzungen zu sehen und die Hilfe zu akzeptieren, die wir brauchen, um diese zu überwinden. Das Loslassen des Stolzes schliesst die Tür zu unserem Empfangen dessen auf, was für uns am meisten förderlich ist. Wenn wir dazu bereit sind, die Pseudo-Sicherheit des Stolzes loszulassen, erleben wir die wahre Sicherheit, die mit Mut, Selbstannahme und Freude einhergeht. 

Mut

Das Kennzeichen von Mut ist die Einsicht und das Gefühl, «Ich kann es». Mut ist ein positiver Bewusstseinszustand, indem wir in der Lage sind, in der Welt erfolgreich zu sein. In Mut existiert eine Menge Energie und Aktion. Wir alle wissen, dass es Mut braucht, um Ängsten entgegenzutreten. Wir unterstützen die Menschen, die sich ihrer Angst stellen und dabei versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Solcher Mut ist eines der Merkmale eines edlen Charakters und macht die Menschen wahrhaft gross. Trotz all ihrer negativen Programme und ihrer Ängste, gehen mutige Menschen – ohne Garantie, ob die Dinge besser werden – im Leben voran. Folglich steigert Mut unseren Respekt vor uns selbst und bringt uns den Respekt anderer ein. Wir müssen uns nicht länger schämen.

Auf der Ebene von Mut liegt der Schwerpunkt auf dem Tun. Die Menschen auf der Ebene Mut sind die Macher der Welt. Weil wir nur das geben können, was wir bereits haben, sind die Menschen auf der Ebene von Mut dazu in der Lage, andere zu unterstützen und zu ermutigen. Das liegt daran, weil sie dazu fähig sind, zu geben als auch zu empfangen, und weil bei ihnen zwischen Geben und Empfangen ein Gleichgewicht besteht, das ganz natürlich entsteht. Mit Mut existiert die Bereitschaft, etwas zu riskieren und frühere Sicherheiten loszulassen. Wir sind bereit, zu wachsen und von neuen Erfahrungen zu profitieren. Dies beinhaltet die Fähigkeit, Fehler zuzugeben ohne Schuldgefühle und Selbstbeschuldigungen. Unser Selbstwertgefühl schmälert sich nicht dadurch, wenn wir gewisse Lebensbereiche betrachten, die einer Besserung bedürfen. Wir sind in der Lage, das Vorhandensein von Problemen zuzugeben, ohne uns in unserem Selbstwert geschmälert zu fühlen. Dies hat zur Folge, dass Energie, Zeit und Anstrengungen in die Selbstvervollkommnung gesteckt wird. Auf der Ebene von Mut sind wir dazu fähig, in uns zu schauen, um unsere Glaubenssysteme zu untersuchen. Fragen zu stellen und neue Lösungen zu finden. Auf der Ebene von Mut werden gesellschaftliche Themen wichtig. Energie wird dafür aufgewendet, um dabei zu helfen, soziale Probleme zu überwinden und den weniger glücklichen zu helfen. Die Bewusstseinsebene Mut macht demzufolge Grosszügigkeit möglich; und das nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch in der Gesinnung. Wir haben Freude daran, uns für die Anliegen anderer einzusetzen und deren Bemühungen zu unterstützen. Auf der Ebene Mut, beginnen wir bewusst zu werden. Es wird uns bewusst, dass wir die Freiheit und Kapazität haben, zu wählen. Die Fähigkeit, nicht nur nach Hilfe zu suchen, sondern diese auch in Anspruch zu nehmen und einen Nutzen daraus zu ziehen, ist hier um einiges grösser. Die Ebene von Mut weiss, dass es nicht notwendig ist, den Schmerz und das Leid der negativen Emotionen oder deren störenden Einfluss auf die Freuden des Lebens zu erdulden.

Auf der Ebene von Mut ist unsere Fähigkeit zu lieben viel stärker, und sie hat die Macht, andere zu unterstützen und zu ermutigen und dem, was in ihnen positiv und konstruktiv ist, Stärke zu verleihen. Ihre Entwicklung zu unterstützen, beschenkt uns mit der Freude, ihnen beim Wachsen und ihrem gesteigerten Glücklichsein zuzusehen. Diese Fähigkeit in uns kann noch stärker werden und kontinuierlich wachsen. Sie kann noch wirkmächtiger und selbstbereichernder sowie für andere noch nutzbringender werden.

Akzeptanz

Auf der Ebene von Akzeptanz kommen wir in den Genuss der Erfahrung von Harmonie. Es ist ein Gefühl von «Ich bin in Ordnung», «Alles ist in Ordnung». Im Zustand von Akzeptanz empfinden wir, dass nichts verändert werden muss. Alles ist perfekt und schön, so wie es ist. Es existiert Mitgefühl für andere und das Leben insgesamt. Aus diesem Bewusstseinszustand heraus erkennen wir, dass genau genommen jeder Mensch das Beste tut, wozu er in diesem Moment fähig ist. Wir erkennen, dass sich alles Leben in Richtung seiner Perfektion entwickelt, und dass wir mit den Gesetzen des Universums und des Bewusstseins im Einklang sind. In diesem Stadium beginnen wir, Liebe wirklich zu verstehen. Auf der Ebene von Akzeptanz wird Liebe als eine stabile Form erlebt, als ein dauerhafter Zustand in einer Beziehung. Die Quelle der Liebe betrachten wir als in uns selbst liegend, von unserem eigenen Wesen ausgehend und hinausreichend, um andere mit einzubeziehen. Wir entdecken, dass dieses Liebevollsein unser eigenes inneres Wesen ist und dass es spontan und automatisch auftaucht, wenn die Blockaden entfernt wurden. Das ist es, was die grossen Lehrer mit unserem wahren inneren Wesen, unserem wahren SELBST meinen. Es ist die Absicht unseres inneren Selbstes, das Ego – dieses Gemisch aus all unseren negativen Gedanken, Programmen und Gedanken – zu transzendieren, sodass wir dazu in der Lage sind, die innere essenzielle Natur zu erfahren.

Es gibt viele Pfade, die uns zum Zustand der Akzeptanz befördern können, dem Tor, das uns schliesslich zu den nächsthöheren Ebenen führt, die man als die Bewusstseinsebenen der Liebe und des Friedens beschreibt. Für viele Menschen, die sich über einen langen Zeitraum ergeben haben, ersetzt dieses ultimative Ziel zunehmend alle andere. In den Zuständen bedingungsloser Liebe und unerschütterlichen Friedens zu verweilen, wird das innere Ziel, das wichtiger ist als jede andere Errungenschaft.

Grosse Lehrer haben gesagt, dass die Negativität, die wir in einer anderen Person oder in der Gesellschaft sehen, auch in uns wahrgenommen wird. Haben wir aber einmal die innere Unschuld in anderen bemerkt, wird sie auch in uns selbst bemerkbar sein. Alles was wir taten, haben wir deshalb getan, weil wir es zu dieser Zeit nicht besser wussten. Im Zustand der Akzeptanz ist es möglich, unserer eigenen Vergangenheit als auch der von anderen zu vergeben und frühere Verbitterung zu heilen. Von dieser Ebene aus ist es möglich, einen anderen Kontext zu erschaffen, aus dem heraus wir die Vergangenheit betrachten und dadurch heilen können. Mit der finalen Vollendung der Ebene der Akzeptanz, fühlen wir uns sicher, was die Zukunft anbelangt, und können zu den Ebenen der Liebe und des Friedens voranschreiten. Vernunft und Logik werden zu Werkzeugen, die uns bei der Erfüllung dieses Potentials helfen.

Die Welt wird als harmonisch betrachtet, und jede Abweichung dieses Erscheinungsbildes wird als eine Projektion unserer eigenen inneren Konflikte erkannt. Auf dieser Ebene herrscht das Gewahrsein, dass alle negativen Gefühle unsere eigenen Probleme sind; daher halten wir nach deren Lösungen nicht mehr länger ausserhalb von uns Ausschau. Was wir werden, wird immer wichtiger und nicht mehr das, was wir haben oder tun. Auf dieser Ebene nehmen wir die Herausforderung an, unser grösstes inneres Potential zu leben und das Potential und die Träume anderer zu fördern. Auf dieser Ebene steht die Wirkmacht der Selbstheilung zur Verfügung. Wir erkennen, dass das Gestern vorüber, das Morgen noch nicht da ist und wir nur das Heute haben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bewusstseinsebene von Akzeptanz eine Ebene ist, die wir alle zu erreichen wünschen, da sie uns dazu befähigt, frei von den meisten Lebensproblemen zu sein und Erfüllung und Glück zu erfahren.

Liebe

Liebe ist mehr als eine Emotion oder ein Gedanke – sie ist ein Seinszustand. Liebe ist, was wir durch den Pfad der Kapitulation geworden sind. Wenn wir alle Widerstände gegenüber der Liebe aufgegeben und die negativen Gefühle, die die Liebe blockieren, losgelassen haben, erstrahlt die Welt im Glanz der Liebe. Liebe fördert Heilung. Sie transformiert das Leben. Liebe ist die Energie, die jede Situation still umgestaltet.

Vergebung ist ein Aspekt der Liebe, der uns erlaubt, Lebensgeschehnisse aus dem Gesichtspunkt der Gnade zu betrachten. Wir transformieren die kleineren Aspekte von uns selbst, indem wir sie akzeptieren und lieben. Wir betrachten das Ego als «begrenzt» und nicht mehr als «böse». Im Energiefeld der Liebe sind wir von Liebe umgeben, und das führt zu Dankbarkeit. Wir sind für unser Leben und für all die Wunder des Lebens dankbar.

Intuitives Verstehen ersetzt zunehmend den Zustand des Denkens, welcher immer mehr beginnt wegzufallen. Mit der Zeit wird der Zustand des Denkens und seine mentalen Vorgänge durch den spontanen, intuitiven Zustand des Wissens ersetzt. Logik wird überbrückt. Dies geschieht deshalb, weil alles im Universum mit allem auf der höchsten Schwingungsebene verbunden ist. Unser Verstehen entfaltet sich aus diesem vernetzten Bereich als «Offenbarung». Das Erkennen ist holistisch anstatt limitiert. Aufgrund der Ruhe besitzen wir die Fähigkeit, die Gedanken und Gefühle anderer auf einer nonverbalen Ebene wahrzunehmen und eine nonverbale Kommunikation mit anderen wird möglich und alltäglich.

Bedingungslose Liebe

Wir dienen nur als Kanäle für die Liebe und nicht als ihre Quelle. Spiritueller Fortschritt ist bekanntermassen das Ergebnis von Gnade und nicht das Resultat unserer eigenen persönlichen Bemühungen. Aus der Demut heraus sind alle Meinungen über andere aufgegeben worden. Bedingungslose Liebe ist eine Liebe, die nichts von anderen erwartet. Der Verstand denkt und argumentiert, doch das Herz weiss und dehnt sich aus. Das Herz stellt an das, was sich da draussen befindet, keinerlei Bedingungen. Nur der Verstand tut dies. Liebe stellt keine Forderungen. Ein Schlüssel, um Liebe bedingungslos zu machen, ist die Bereitwilligkeit, zu vergeben.

Letzen Endes geben wir auch noch die grundlegende Idee der Vergebung auf. Jemandem zu vergeben impliziert nämlich, dass wir die Person oder Situation noch immer als «falsch» betrachten und somit glauben, sie bräuchte Vergebung. Liebe ist das letztgültige Gesetz der Schöpfung.

Frieden

Im Frieden gibt es keinen Konflikt mehr. Negativität ist vollkommen abwesend und es herrscht ein allumfassendes «Liebevollsein». Das innere SELBST gewinnt die Oberhand. Das persönliche Selbst mit all seine Gefühlen, Überzeugungen, Identitäten und Sorgen ist dabei überwunden worden. Frieden ist der ultimative Zustand, nach dem alle Suchenden streben. Mit der Erfahrung inneren Friedens kommt grosse Stärke. Ein Energiefeld vollkommenen Friedens ist unangreifbar. Ist der Zustand des Friedens etabliert, ist das gewöhnliche menschliche Leiden nicht mehr möglich, weil die Grundlage dieser Verletzbarkeit vollkommen aufgegeben wurde. Wir bezeichnen die Person, die den Bewusstseinszustand von Frieden erreicht hat, als «erleuchtet» und als jemanden, der sich in einem Zustand der Gnade befindet.

Die verschiedenen Bewusstseinsebenen

Nehmen wir als Beispiel einmal an, dass wir unser Auto gerade eingeparkt haben und in dem Moment, in dem wir aussteigen wollen, fährt das vor uns geparkte Auto rückwärts mit einem Bums in unser Auto. Unsere Stossstange und die Vorderseite des Kotflügels sind verbeult. Nachfolgend nun, wie die verschiedenen Bewusstseinsebenen sich ausdrücken könnten:

Scham: «Wie beschämend! Ich bin so ein schlechter Autofahrer. Ich kann nicht einmal ein Auto richtig einparken. Ich bin auch zu nichts nutze!»

Schuld: «Ich habe es kommen sehen. Wie dumm ich nur bin! Ich hätte doch besser einparken können.»

Apathie: «Was soll’s? Solche Dinge passieren mir doch immer. Wahrscheinlich werde ich sowieso nichts von der Versicherung zurückbekommen. Es lohnt sich nicht, mit dem anderen Autofahrer zu reden. Er wird mich einfach verklagen. Das Leben ist ätzend.»

Trauer: «Jetzt ist das Auto ruiniert. Es wird nie mehr das Gleiche sein. Das Leben ist unerbitterlich. Höchstwahrscheinlich werde ich deswegen einen Haufen Geld verlieren.»

Angst: «Wahrscheinlich ist dieser Typ extrem wütend. Ich habe Angst, dass er mich schlagen wird. Ich habe Angst, ihm Kontra zu geben. Wahrscheinlich wird er mich verklagen. Wahrscheinlich werde ich das Auto nie mehr richtig hinbekommen. Die Leute von der Auto-Reparaturwerkstatt zocken mich doch immer ab. Die Versicherung wird sich da wahrscheinlich rauswinden können und ich sitze dann komplett in der Tinte.»

Verlangen: «Da kann ich was rausholen. Am besten halte ich meinen Nacken fest und tue so, als ob ich ein Schleudertrauma hätte. Mein Schwager ist Anwalt. Wir verklagen diesen Idioten, dass ihm schwindelig wir. Da schlage ich den höchstmöglichen Betrag raus und werde das Auto dann günstiger reparieren lassen.»

Wut: «Der verdammte Idiot! Dem werde ich eine Lektion erteilen. Er verdient einen ordentlichen Schlag auf die Nase. Ich werde ihn verklagen, was das Zeug hält, und werde ihn das büssen lassen. Ich könnte diesen Bastard umbringen!»

Stolz: «Schau doch, wo du hinfährst, du Idiot! Meine Güte! Die Welt ist voller solcher stümperhafter Idioten! Wie kann er es nur wagen, mein neues Auto zu beschädigen? Wer zum Teufel glaubt er, dass er ist? Wahrscheinlich ist er auch noch schlecht versichert; Gott sei Dank ist meine Versicherung die Beste.»

Mut: «Na gut, wir beide sind versichert. Ich notiere alle Daten und erledige das. Ist zwar ärgerlich, doch das kann ich handhaben. Ich spreche mit dem Fahrer und schaue, dass wir es aussergerichtlich regeln.»

Neutralität: «Solche Dinge passieren im Leben. Man kann nicht 20’000 km im Jahr fahren, ohne hin und wieder einen Unfall mit Blechschaden zu haben.»

Bereitwilligkeit: «Wie kann ich dem anderen nur helfen, sich nicht aufzuregen? Er braucht deswegen nicht so aufgebracht zu sein. Wir tauschen einfach die Versicherungsinformationen aus und sind dann im Reinen miteinander.»

Akzeptanz: «Es hätte schlimmer kommen können. Zum Glück ist keiner verletzt. Es ist ja Letzen Endes sowieso nur Geld. Die Versicherung wird sich darum kümmern. Ich nehme an, dass der andere aufgebracht ist. Das ist nur natürlich. Solche Dinge kann man nicht ändern. Gott sei Dank, dass ich das Universum nicht lenken muss. Das ist doch nur eine kleine Sache.»

Vernunft: «Seien wir hier einmal praktisch. Ich würde mich gerne so schnell wie möglich darum kümmern, sodass ich mit meinen Tagesaktivitäten weitermachen kann. Was ist der effizienteste Weg, unser Problem zu lösen?»

Liebe: «Ich hoffe, der Mann ist nicht aufgebracht. Ich werde ihn beruhigen. (Zum anderen Fahrer sagend): «Entspannen Sie sich. Es ist alles okay. Wir beide sind versichert. Ich kenne mich damit aus. Genauso ist mir das auch schon mal passiert. Es war eine kleine Beule und wir haben es am nächsten Tag gleich beheben können. Machen Sie sich keine Sorgen – wir werden es nicht melden, wenn Sie es nicht wollen. Wahrscheinlich können wir das Absetzen und somit eine Erhöhung der Versicherungssumme verhindern. Es gibt nichts, weswegen Sie aufgebracht sein müssen.»

Frieden: «Wenn das keine Fügung ist! Ich hatte sowieso vor, die Stossstange reparieren zu lassen, weil sie so klappert, und der Kotflügel hatte sowieso bereits eine kleine Beule. Jetzt bekomme ich das umsonst repariert. (Zum anderen Fahrer): «Sagen Sie, sind Sie nicht der Schwager von George? Genau Sie wollte ich treffen. Ich habe einen grossen Auftrag, von dem ich glaube, dass Sie ihn für mich erledigen können. Wie wäre es mit einem Kaffee und wir sprechen über das Ganze? Nebenbei, hier ist meine Versicherungskarte. Schau an, das ist ja genau die gleiche Versicherung wie meine. Was für ein Zufall. Alles wird sich zum Besten wenden. Kein Problem.» (Geht summend mit dem neuen Freund weg und der Vorfall ist bereits vergessen.)

Das verdeutlicht all das, worüber wir gesprochen haben. Wir selbst sind es, die als Konsequenz dessen, was wir in uns festhalten, stressvolle Reaktionen erschaffen. Die unterdrückten Gefühle bestimmen unsere Glaubenssysteme und wie wir uns selbst und andere wahrnehmen. Dies wiederum kreiert buchstäblich Ereignisse und Vorfälle in der Welt, Geschehnisse, die wir daraufhin wiederum für unsere Reaktionen verantwortlich machen. Dies ist ein selbstbestärkendes System von Illusionen. Genau das ist es, was die erleuchteten Weisen meinen, wenn sie sagen, dass wir alle in einer Illusion leben. All das, was wir erleben, sind unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Überzeugungen, die wir auf die Welt projizieren und dadurch tatsächlich das verursachen, was wir sehen, dass geschieht.

Die meisten Menschen sind mit dem Überleben in all seinen subtilen Formen beschäftigt, daher spiegeln sie hauptsächlich Angst, Wut und ein Verlangen nach Gewinn wider. Sie haben nicht gelernt, dass der Zustand der Liebe der mächtigste aller Überlebensmechanismen ist. Die Liebe, Zuneigung und Sorge für ein anderes Wesen und die Kameradschaft, die damit einhergeht, schwächen die negativen Auswirkungen von Stress ab. Liebe stimuliert die Produktion von Endorphinen und von Lebensenergie und bringt stressanfälligen Lebewesen heilenden Trost.

Die Beziehung zwischen Verstand/Geist und Körper 

Der Einfluss des Verstandes

Das Wichtigste ist zu verstehen, dass der Körper dem Verstand gehorcht. Demnach neigt der Körper dazu, das zu manifestieren, woran der Verstand glaubt. Die Glaubensüberzeugung kann dabei bewusst oder unbewusst sein. Diese Weisheit ergibt sich aus dem Gesetz des Bewusstseins, das besagt: Wir sind nur dem unterworfen, woran wir im Geiste festhalten. Die Einzige Macht, die irgendetwas über uns hat, ist die Macht des Glaubens, die wir der Sache geben. Mit «Macht» ist die Energie und der Wille gemeint, zu glauben.

Wenn wir die Karte des Bewusstseins anschauen, ist es einfach zu erkennen, weshalb der Verstand wirkmächtiger ist als der Körper. Das Energiefeld von Vernunft (BW 400), mit seinen Überzeugungen und Konzepten des Verstandes, ist weitaus mächtiger als das Energiefeld des physischen Körpers (BW 200). Dementsprechend wird der Körper die Überzeugungen zum Ausdruck bringen, an die der Verstand bewusst oder unbewusst glaubt.

Die Tendenz, negative Gefühle zu akzeptieren, hängt davon ab, wie viel Negativität wir grundsätzlich festhalten. Die Dynamiken, die sich hinter Erkrankungen verbergen ist folgender: Die Mechanismen werden durch die vom Verstand herbeigeführten Ände-rungen im Energiefluss des Bio-Energiesystems und durch das Überschwappen der unterdrückten Energie in das autonome Nervensystem vollzogen. Entscheidend ist dabei zu verstehen, dass Gedanken so mächtig sind, weil sie eine hohe Schwingungsfrequenz haben. Je mehr Energie wir einem Gedanken geben, desto mehr Macht hat er, um sich physisch zu manifestieren. Die angstbasierten «Warnungen» von unserer Aussenwelt über gesundheitliche Gefahren bilden das mentale Umfeld, in dem genau diese Sache, die man fürchtet oder befürchtet, auftreten kann.

Das Gehirn ist nicht der Ursprung des Geistes/Verstandes, sondern es ist genau umgekehrt. Der Geist kontrolliert das Gehirn, welches wie eine Empfangsstation (ähnlich einem Radio) funktioniert, wobei die Gedanken den Radiowellen entsprechen und das Gehirn ähnlich wie der Rundfunkempfänger funktioniert. Das Gehirn ist wie ein Empfangsgerät, eine Schalttafel, die Gedankenformen empfängt, diese dann in ein neuronales Wirken übersetzt und in den Erinnerungsspeicher überführt. Woran im Geiste festgehalten wird, hat die Macht, die Gehirnaktivität und die Neuroanatomie zu verändern. Wir sind allen Arten von Auswirkungen unbewusster oder bewusster Überzeugungen unterworfen, dass unser Verstand/Geist auf alle körperlichen Systeme einwirkt und die mit spezifischen Glaubenssystemen in Zusammenhang stehen. Gekoppelt mit der tiefer liegenden Stressanfälligkeit aufgrund der Anwesenheit unterdrückten negativen Gefühlen.

Lachen ist übrigens eine wunderbare Methode des Loslassens. Dadurch können wir den tiefer liegenden emotionalen Druck loslassen und negative Gedanken löschen. Dies führt zu sehr positiven und vorteilhaften körperlichen Veränderungen und unterstützt jede Genesung.

Die Art und Weise unseren Körper zu verändern und zu heilen, ist die, unsere Gedanken und Gefühle zu wandeln. Wir müssen negative Gedanken und Glaubenssysteme loslassen und den Stress negativer Emotionen, die ihm Energie liefern, ablegen. Wir müssen die negative Programmierung, die von der Welt stammt, als auch unsere eigenen Glaubenssysteme löschen.

Stress kommt von Innen als eine Antwort auf einen äusseren Reiz. Der Stressfaktor ist der Druck der unterdrückten und verdrängten emotionalen Energie, welche eine Reflektion unseres generellen Bewusstseins auf niedriger Ebene ist. Demzufolge ist es der Inhalt unseres Bewusstseins, der gewandelt werden muss, um Stress zu eliminieren und zu verhindern. Ohne einen Bewusstseinswandel, ist keine wirkliche Minderung von Stress möglich.

Ein Zustand des Friedens bezüglich einer Situation ist dann erreicht, wenn alle drei Aspekte einer Krankheit – physisch, mental und spirituell – angeschaut und das Endresultat oder die gewünschte Genesung aufgegeben wurde. Frieden kommt mit vollkommener innerer Kapitulation demgegenüber, was ist. 

Die Vorteile des Loslassens

Emotionales Wachstum

Die offensichtlichste und sichtbarste Wirkung des Loslassens negativer Emotionen ist eine Wiederaufnahme des emotionalen und psychologischen Wachstums und das Lösen von Problemen, die häufig schon seit langem bestehen. Wenn wir damit beginnen, die kraftvollen Effekte der Eliminierung von Blockaden, die dem Erfolg und der Erfüllung im Leben entgegenstehen, zu erfahren, erleben wir sowohl Freude als auch Zufrie-denheit. Schon bald entdecken wir, dass die begrenzenden Gedanken und die negativen Überzeugungen, die wir naiverweise für wahr gehalten hatten, lediglich das Ergebnis angesammelter negativer Emotionen waren. Wenn das negative Gefühl losgelassen wurde, ändert sich das Gedankenmuster von «Ich kann das nicht» zu «Ich kann» und «Ich bin glücklich, es zu tun». Ganze Lebensbereiche können sich erschliessen. Was zuvor peinlich war oder nicht zum Ausdruck gebracht werden konnte, kann nun mühelos und freudig lebendig werden.

Verdrängte und unterdrückte Gefühle erfordern eine Gegenenergie, um die Emotionen auch unten zu halten. Es braucht Energie, um unsere Gefühle unterdrückt zu halten. Dadurch, dass diese Gefühle nun losgelassen werden, ist die Energie, die die Negativität unterdrückt hatte, jetzt frei für einen konstruktiven Gebrauch. Infolge des Loslassens kommt es zu einem Anstieg der verfügbaren Energie, die jetzt für Kreativität, Wachstum, Kreation und für zwischenmenschliche Beziehungen genutzt werden kann. Die Qualität dieser Aktivitäten und die Freude daran, steigert sich. Die meisten Menschen sind viel zu erschöpft, um eine wirklich hohe Qualität in ihre Erlebnisse zu bringen; es sei denn, die negativen Programme, die sich gegen sie wenden, haben sich aufgelöst.

Problemlösung

Die Wirksamkeit des Loslass-Mechanismus ist ziemlich erstaunlich, wenn es um das Lösen von Problemen geht. Es ist sehr wichtig, den Vorgang, der hier wirkt, zu verstehen, denn er unterscheidet sich ziemlich von den Methoden, die die Welt sonst zur Lösung von Problemen anzubieten hat. Die Herangehensweise, die schnelle und effektive Ergebnisse erzielt, geht wie folgt: Halte nicht nach Antworten Ausschau, sondern lasse stattdessen die Gefühle hinter der Frage los. Haben wir uns dem Gefühl hinter der Frage ergeben, können wir alle anderen Gefühle loslassen, die wir bezüglich dieses Problems haben mögen. Haben wir uns schliesslich und vollständig allen Komponenten ergeben, wird die Antwort auf uns warten. Wir müssen nicht mehr nach ihr suchen. Bedenke, wie einfach und leicht diese Methode im Vergleich zu denen auf den Verstand beruhenden, gewöhnlich langwierigen, schleppenden, ineffizienten Problem-Lösungsversuchen ist. Normalerweise jagt und stochert der Verstand endlos herum, versucht es erst unbeholfen mit dieser möglichen Antwort und dann mit jener anderen. Der Grund, weshalb der Verstand sich nicht entscheiden kann, liegt darin begründet, dass er am falschen Ort sucht. Haben wir aber erst einmal die wirklichen den Problemen zugrundeliegenden Emotionen entwirrt, werden unsere Entscheidungen weitaus realistischer und weiser. Bedenken wir, wie häufig wir unsere Einstellungen im Nachhinein geändert und vergangene Entscheidungen bedauert haben. Und das passierte nur deshalb, weil hinter diesen Entscheidungen eine unerkannte und nicht losgelassene Emotion existierte. Dieser Vorgang geschieht mit solch einer Regelmässigkeit, dass die meisten Menschen eine Furcht vor der Entscheidungsfindung entwickeln, denn die eigenen vergangenen Entscheidungen haben sich häufig als falsch erwiesen.

Das Lösen von Problemen durch den Mechanismus der Kapitulation ist ein ganz anderer Weg. Das Ziel von Loslassen ist, die Quelle allen Leidens und aller Schmerzen zu eliminieren. Dies klingt radikal und ist es in der Tat auch. Letztendlich stammen alle negativen Gefühle von der gleichen Quelle. Wenn genügend negative Gefühle losgelassen wurden, offenbart sich diese Quelle selbst. Wenn diese Quelle dann selbst losgelassen wird und wir uns nicht mehr länger mit ihr identifizieren, löst sich das Ego auf. Die Quelle des Leidens verliert somit den Urgrund ihrer Wirkmacht.

Der Zweck von Psychotherapie ist es, die unbefriedigenden mentalen Programme durch befriedigendere zu ersetzen. Im Gegensatz dazu ist der Zweck des Loslassens, die begrenzten mentalen und emotionalen Programme zu eliminieren. Es geht um das Erreichen eines nichtkonditionierten Verstandes und schliesslich um das Transzendieren des Geistes/Verstandes selbst zu höheren Bewusstseinszuständen der Liebe und des Friedens.

Gesundheit

Es wird zunehmend klar und deutlich, dass der Körper sich selbst nicht erlebt. Im Gegenteil, es ist der Geist/Verstand, der den Körper erfährt. Ohne den Geist können wir den Körper überhaupt nicht wahrnehmen. Der Arm ist nicht dazu fähig, seine Armhaftigkeit zu erfahren. Nur der Geist kann die Armhaftigkeit des Armes erfahren. Genau das ist die Grundlage der Wirksamkeit der Anästhesie. Schläft der Geist, hat der Körper kein Empfinden. Langsam dämmert es uns, dass der Körper tatsächlich keinerlei Empfindungen hat, sondern nur der Geist/Verstand zu dieser Funktion in der Lage ist. Dies ist eine sehr wichtige Verschiebung des Bewusstseins, weil jetzt die Beschäftigung nicht dem Körper und seiner Verteidigung gilt. Der Aufmerksamkeitsfokus verlagert sich nun zum Geist/Verstand hin – dorthin, wo die grössere Wirkmacht liegt. Verändern wir unsere Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen, beginnen wir zu bemerken, dass der Körper nachzieht.

Glück

Glücksgefühle sind extrem anfällig. Eine zufällige Bemerkung, ein kritischer Kommentar, eine erhobene Augenbraue oder ein Auto, das uns schneidet, sind ausreichende Gründe, um das Glück eines Durchschnittsmenschen in einem einzigen Augenblick zu zerstören. Warum ist unser Glück so fragil, dass alltägliche Ereignisse den ganzen Tag «ruinieren» können?

Aufgrund negativer Gefühle, Gedanken und Haltungen, zusammen mit der ständigen Verurteilung und Kritik durch andere, fühlen wir uns häufig von anderen Menschen getrennt. Infolge dieses Gefühls inneren Alleinseins und innerer Trennung nehmen Beziehungen die Form von Anhaftungen an, zusammen mit der Angst, Wut und Eifersucht, die jede Bedrohung dieser Anhaftung begleitet. Aufgrund von Anhaftungen, Abhängigkeiten und unserer inneren Kleinheit fühlen wir uns schwach und begrenzt. Die schuldige Intoleranz unserer inneren Gedanken und Gefühle wird auf die Welt projiziert und lässt die Welt als einen angsteinflössenden Ort erscheinen. Weil an diesen Ängsten im Verstand festgehalten wird, werden angsteinflössende Ereignisse und Erlebnisse buchstäblich in unsere Lebenserfahrung gebracht. Angst führt zu chronischer Wut und macht uns für Angriffe und inneres emotionales Chaos anfällig. Schmerz und Leid treten zusammen auf mit wiederkehrenden Momenten der Verzweiflung und der Neigung zur emotionalen Aufgebrachtheit. Der Ego-Geist, welcher jeden als von uns getrennt betrachtet, beneidet jeden anderen, der glücklicher und erfolgreicher erscheint, oder in einer besseren Beziehung ist, oder einen besseren Körper oder bessere Verbindungen aufweist. Bald kommt es – aufgrund fehlender innerer Klarheit bezüglich von Zielen – zu Verwirrung, die zu Selbstmitleid, Neid und weiteren Ressentiments führt. Selbst-Verachtung wird endlos auf die Welt projiziert und zeigt sich als Verachtung, die andere einem entgegenbringen, was zu einer weiteren Steigerung der Schuldgefühle und der Gefühle der Kleinheit führt. Für manche von uns ist der einzige Ausweg der von Protzerei, Intoleranz, Bigotterie, Arroganz und Wut, welche die Form von Grausamkeit, Überheblichkeit, Brutalität und Gefühlslosigkeit anderen gegenüber annimmt. Oft geht die fehlende Sensitivität mit Selbstausreden einher: «Ich bin halt geradeaus und äussere meine Meinung frei heraus.» Oder: «Ich bin halt der offene Typ – bei mir weisst du immer, woran du bist.» Solche Kommentare, die man eher als unbeholfen und linkisch bezeichnen könnte, wollen die Gefühlslosigkeit vertuschen. Der niedrige Selbstwert führt zur Kritiksucht gegenüber sich selbst und anderen, zu einem konstanten Wettbewerb und Vergleich, zu einem stetigen Analysieren, Missachten, Intellektualisieren, Zweifeln und zu ständigen Rachefantasien. Wenn alle diese Mechanismen versagen, tauchen Apathie und die Gefühle von Hoffnungslosigkeit und des «Opferseins» wieder auf. In einem solchen Zustand entfremden wir uns zunehmend, weil es so viele Anteile von uns gibt, die wir verstecken müssen. Unser Verhalten führt dazu, dass wir uns von anderen isolieren. Es kommt zu einem Ungleichgewicht, das davon herrührt, dass die Bereiche des Lebens, die zu funktionieren scheinen, überbewertet werden.

Aufgrund dieses inneren Chaos muss der Durchschnittsmensch notwendigerweise zu jeder Zeit unbewusst bleiben. Es ist interessant, die Mittel zu beobachten, die der Geist/Verstand erfunden hat, um dieses Ziel zu erreichen. Wir beobachten, wie ein Mensch morgens aufsteht und gleich das Radio oder den Fernseher einschaltet, um den Verstand vom Selbst und seinem mentalen Geschnatter abzulenken. Trotz der zusätzlichen Unterhaltung tendieren die Gedanken und Gefühle dazu, an die Oberfläche zu kommen, solange bis der Verstand mit den Projekten des Tages, der Arbeit und den verschieden Plänen zur Durchführung oder mit Vergnügungen beschäftig ist. Nun beginnt die Beschäftigung mit dem Körper – das ganze Bürsten, Waschen, Parfümieren, Einpudern, Deodorieren und sorgfältige Aussuchen der Kleidung für den Tag. Die Wahl der Kleidung bringt all die Pläne für den Tag an die Oberfläche und es folgt die Beschäftigung mit den äusseren Ereignissen des Tages: Telefongespräche, Besorgungen, gesellschaftlich und Private Verpflichtungen, Emails, Arbeit etc. und der allgegenwärtigen Überlebensangst. All dies ist durch das Verlangen motiviert, irgendwie aus all den Aktivitäten Sinn und Sicherheit zu beziehen, unsere Selbstachtung zu erhöhen und mit allen Mitteln unseren Selbstwert aufrecht zu erhalten.

Die Raserei dieses Kampfes wird nicht wirklich erkannt, bis wir durch ein äusseres Ereignis dazu gezwungen sind, damit aufzuhören. Dann werden wir mit der inneren Leere konfrontiert. Diese verlangt nach unaufhörlicher «Nahrungsaufnahme» von Romanen, Zeitschriften, Fernsehprogrammen und Internetseiten. Oder die Leere wird dadurch gemieden, indem man ständig zu Partys geht, Drogen nimmt, sich mit ein paar Drinks betäubt, Filme schaut oder einem anderen Zeitvertreib nachgeht. Wir neigen dazu, so ziemlich alles zu tun, um zu vermeiden, diesem Gefühl der inneren Leere entgegenzutreten.

An und für sich ist an diesen Aktivitäten nichts Falsches dran. Wir wollen nur den Bewusstseinszustand, den Zustand des Gewahrseins und die Art und Weise untersuchen, in der die Aktivitäten wahrgenommen, verfolgt und erfahren werden. In einem Zustand innerer Freiheit nehmen die gleichen Ereignisse und Erlebnisse eine ganz andere Bedeutung an.

Die identischen Aktivitäten können auch von einem inneren Sinn für Glück, Selbstwert und Vollständigkeit herrühren. Die gleichen Ziele können auch durch die Realisierung unserer inneren Erfolge erfüllt werden, lieber als durch den Wettbewerb mit anderen. Beziehungen gestalten sich derart, dass man mit anderen teilt und sie liebt, anstatt eifersüchtig zu sein, sich im Wettbewerb zu befinden und immer nur nach Schmeicheleien und Bestätigungen Ausschau zu halten. Wenn wir die Freiheit erlangt haben, nicht mehr von der Negativität angetrieben zu werden, geniessen wir erfreuliche Beziehungen, weil wir Menschen lieben, nicht weil wir an sie gebunden sind. Wir sind dazu in der Lage, der anderen Person zu erlauben, frei zu sein und nicht der Eifersucht und Bedrohung unterworfen zu sein. Wir sind nicht die Opfer der Manipulation anderer, weil wir bereits eine innere Erfüllung erreicht haben. Sind negative Gedanken, Gefühle und Haltungen aufgegeben worden, machen wir uns die Wirkmacht wieder zu eigen, die wir zuvor an die Welt abgegeben haben. Das, was die Welt so oft anziehend macht, hat mit dem besonderen Glanz zu tun, den wir der Welt durch Projektion aufgepfropft haben.

Je mehr wir loslassen, desto mehr ent-verherrlichen wir die Welt. Je mehr sie ent-verherrlicht wurde, desto weniger interessiert sie uns. Wir werden dann nicht mehr länger vom Glanz angetrieben und können dadurch nicht mehr manipuliert werden. Wir sind den Plänen der professionellen Medien-Macher und den politischen und gesellschaftlichen Kampfplätzen nicht mehr länger schutzlos ausgeliefert. Und wir sind nicht mehr länger dem inneren Bedürfnis nach Anerkennung durch andere unterworfen. Wir beginnen, die Menschen zu lieben für das, was sie sind, nicht für das, was sie für uns tun können. Wir haben nicht mehr das Bedürfnis, andere auszunutzen oder zu versuchen, sie für uns zu gewinnen. Während unsere eigene Ebene von Schuld abnimmt, erweitert sich unser Selbstwertgefühl. Beziehungen basieren nun auf Integrität und wir sind nicht mehr emotionalen Erpressungen unterworfen. Folglich erpressen wir auch andere nicht mehr mit emotionalem Druck. Weil Beziehungen nun auf Ehrlichkeit basieren – sie existieren und funktionieren nun auf einer höheren Ebene – existiert keine Angst mehr vor einer Entfremdung oder vor Gefühlen des Alleinseins. Die sich ergebene Person braucht andere nicht mehr länger für ihre persönliche Erfüllung, sondern ist mit anderen aus freien Stücken, basierend auf Liebe und Freude, zusammen. Mitgefühl für andere und für deren «Menschsein» transformiert das Leben und alle Beziehungen.

Haben wir uns ergeben, gibt es keinen Zeitdruck mehr. Frustration entsteht dadurch, dass wir etwas genau zu einem bestimmten Zeitpunkt wollen, anstatt es natürlich in seiner eigenen Zeit geschehen zu lassen. Geduld ist ein automatischer Nebeneffekt des Loslassens, und wir wissen alle, wie einfach es ist, mit geduldigen Menschen auszukommen. Beachte, dass geduldige Menschen am Ende meistens das bekommen, was sie wollen.

Ein Widerstand, der gegenüber dem Loslassen besteht, ist die Illusion, dass wir, wenn wir unseren Zustand des Habenwollens und unsere Erwartungen loslassen, nicht das bekommen, was wir wollen. Wir fürchten, dass wir das, wonach es uns verlangt, verlieren werden, wenn wir damit aufhören, mit grossem Druck danach zu streben. Der Geist/Verstand hat die Vorstellung, dass der einzige Weg, eine Sache zu bekommen, der ist, es zu wollen. Wenn wir dieses Thema aber genau untersuchen, werden wir sogar erkennen, dass Dinge aufgrund unserer Entscheidungen stattfinden und Entscheidungen auf unseren Intentionen basieren. Was wir bekommen, ist das Ergebnis unserer Entscheidungen, auch wenn diese unbewusst gefällt wurden, und nicht das Ergebnis dessen, was wir glauben zu wollen. Geben wir den Druck des Habenwollens auf, sind wir klarer in unserer Wahl und in unseren Entscheidungen. Wir glauben, dass unser Glück davon abhängt, Ereignisse kontrollieren zu können, und dass es die Tatsachen sind, die uns stören. Aber eigentlich sind es unsere Gefühle und Gedanken bezüglich dieser Tatsachen, die die wahren Ursachen unserer Verstimmtheit sind. Tatsachen sind an und für sich neutral. Die Macht, die wir ihnen verleihen, hat mit unserer Haltung gegenüber Akzeptanz oder Nichtakzeptanz und mit unserem gesamtemotionalen Zustand zu tun. Wenn wir in einem Gefühl stecken bleiben, liegt das daran, dass wir heimlich glauben, dass das Gefühl etwas für uns bewirkt.

Positive Gefühle fliessen ganz natürlich, wenn negative Gefühle nicht im Einsatz sind. Nichts muss getan werden, um sich positive Gefühle anzueignen, da sie wesentlicher Bestandteil unseres natürlichen Zustandes sind. Dieser positive innere Zustand ist immer da; er wird lediglich durch unterdrückte negative Gefühle überdeckt.

Gefühle und der Prozess der Entscheidungsfindung

Wir können die Ebenen des Bewusstseins in drei Hauptzustände vereinfachen: inaktiv, dynamisch und friedlich. Diese drei Zustände beziehen sich auf den Prozess der Entscheidungsfindung. Der erste Zustand – inaktiv – spiegelt die emotionalen Ebenen der Apathie, der Trauer und der Angst wider. Das Wesen dieser Gefühle ist es, unsere Konzentration der vorliegenden Situation zu stören und uns stattdessen dazu zu bringen, uns auf unsere eigenen Gedanken zu konzentrieren, die sich vornehmlich im Reich des «Ich weiss es nicht.», «Ich bin mir nicht sicher.» und «Ich glaube nicht, dass ich das kann.» befinden. Diese fortlaufende Konzentration auf unsere eigenen nutzlosen sich im Kreis drehenden Gedanken, macht uns vorübergehend dazu unfähig, die ganze Dimension und alle Möglichkeiten der vorliegenden Gesamtsituation wahrzunehmen. Während diese negativen Gedanken und Gefühle fliessen, fällt es uns schwer, zu irgendeiner Entscheidung zu kommen. Manchmal entschliessen wir uns dafür, die Entscheidung hinauszuzögern, bis wir uns besser fühlen. Zu anderen Zeiten machen wir weiter, um zu einer Entscheidung zu kommen, von der wir denken, dass sie unsere Fragen beantworten. Unglücklicherweise ist die Entscheidung, die sich daraus ergibt, auf Dauer nicht tragfähig, weil sie auf einem Gefühlszustand basierte. Und wenn sich der Gefühlszustand verändert, muss die Entscheidung sich mit ihm wandeln. Dies führt zu innerer Unsicherheit, Ambivalenz, Konfusion und durch die Menschen um uns zu einem Vertrauensverlust in uns.

Der zweite Zustand, der höher ist als der Zustand der Inaktivität, ist der der «Dynamik». Die Emotion, die diesem Zustand zugrunde liegen, sind solche des Verlangens, der Wut und des Stolzes. Das Wesen dieser Gefühle ist es, mit weniger Dichte dazwischen zu geraten als im vorherigen niedrigeren Zustand, weil einigen positiven Gedanken gestattet wird, zu fliessen und sich mit den negativen Gefühlen zu vermischen. Dies ist der Zustand der «Tatmenschen» und «Draufgänger». Obwohl Dinge vollbracht werden, ist, aufgrund der Mixtur aus positiven und negativen Gedanken und Ideen, die Leistung unausgeglichen. Negative Gefühle wie etwa Ehrgeiz, Verlangen oder das Gefühl, sich selbst beweisen zu müssen, neigen dazu, den «Tatmenschen» anzutreiben, und meistens ist die Entscheidungsfindung zwanghaft und impulsiv. Kennzeichnend für diese Bewusstseinsebene ist die Selbstbereicherung der hauptsächliche Motivationsfaktor. Daher sind viele der gefällten Entscheidungen untragbar, weil sie eher drauf basieren, dass die eine Partei gewinnt und die andere verliert, als dass beide Parteien gewinnen. Eine Win-win-Entscheidung wäre dann zustande gekommen, hätte man die Gefühle und das Wohlergehen der anderen Personen, die in der Situation mit involviert sind, auch in Betracht gezogen. Benutzt man die Sprache, die sich auf die Energiezentren des Körpers bezieht, kann man sagen, dass die Menschen auf dieser Ebene durch ihren Solarplexus (drittes Chakra) motiviert sind. Dies bedeutet, dass sie darauf aus sind, Erfolg zu haben und die Welt zu meistern. Doch dabei sind sie egoistisch und durch persönliche Motive angetrieben, mit wenig Sorge um das Wohlergehen anderer oder der Welt im Allgemeinen. Weil hauptsächlich sie selbst von ihren Entscheidungen profitieren, ist ihr Erfolg auf ihren persönlichen Gewinn begrenzt. Jeder Vorteil für die Welt ist rein sekundär und die Ergebnisse erreichen keine Grösse und wirkliche Bedeutung.

Die dritte und höchste Ebene ist der friedliche Zustand, basierend auf den Gefühlen Mut, Akzeptanz und Liebe. Weil das Wesen dieser Gefühle ganz und gar positiv und nicht-störend ist, erlauben sie uns, sich vollkommen auf die Situation zu konzentrieren und alle relevanten Details zu beachten. Aufgrund eines inneren Zustandes des Friedens bringt die Inspiration Ideen hervor, die das Problem lösen. In diesem Zustand ist der Verstand/Geist von Sorgen befreit und seine Fähigkeit zu kommunizieren und sich zu konzentrieren ist unbeeinträchtigt. Aus diesem Zustand entstehen vollkommene Problemlösungen, die in einem Win-win-Rahmen platziert sind. Weil nun jeder davon profitiert, gibt jeder dem Objekt seine Energie, und der Erfolg wird von allen geteilt. Dieser Ansatz führt nicht selten zu Grösse. Sie charakterisiert die noblen Projekte, die weitreichende Verbesserungen in unserer Gesellschaft bewirken. Auf dieser Ebene entdecken wir, wenn das Bedürfnis eines jeden in einer Situation erfüllt wird, sich unsere eigenen Bedürfnisse automatisch auch erfüllen. Der unbeeinträchtigte kreative Verstand/Geist wird eine Lösung ausarbeiten, bei der jeder gewinnt und keiner verliert.

Betrachten wir eine Situation und behaupten dabei, dass eine Win-win-Lösung unmöglich ist, sollte uns dies alarmieren und zeigen, dass wir einige nicht aufgegebene innere Gefühle haben, die eine mögliche perfekte Lösung blockieren. Wir müssen uns an das Diktum erinnern, dass das Unmögliche möglich wird, sobald wir uns vollkommen der Situation ergeben haben.

Zusammenfassung der Grundlegenden Prinzipien

1. Ein Gedanke ist ein «Ding». Er hat Energie und Form.

2. Der Geist/Verstand mit seinen Gedanken und Gefühlen kontrolliert den Körper; um den Körper zu heilen, müssen die Gedanken und Gefühle deshalb verändert werden.

3. Was im Geist festgehalten wird, neigt dazu, sich im Körper auszudrücken

4. Der Körper ist nicht das wahre Selbst, er ist wie eine Marionette, die durch den Geist kontrolliert wird.

5. Überzeugungen, die unbewusst sind, können sich als Krankheit manifestieren, auch wenn es keine Erinnerung an die zugrunde liegenden Überzeugungen gibt.

6. Eine Erkrankung neigt dazu, aus verdrängten und unterdrückten negativen Emotionen zu entstehen – zuzüglich einem Gedanken, der ihr eine bestimmte Form gibt (z.B.: bewusst oder unbewusst wird eine bestimmte Krankheit eher als eine andere gewählt).

7. Gedanken werden von verdrängten und unterdrückten Gefühlen verursacht. Wenn ein Gefühl losgelassen wird, verschwinden Tausende oder sogar Millionen Gedanken, die von diesem Gefühl aktiviert worden sind.

8. Obwohl eine bestimmte Überzeugung gelöscht werden kann und Energie dafür verweigert werden kann, ist es im Allgemeinen Zeitverschwendung, zu versuchen, das Denken an sich zu ändern.

9. Wir ergeben uns einem Gefühl, indem wir ihm erlauben, da zu sein, ohne es zu verachten, es zu verurteilen oder es zu verweigern. Wir schauen einfach nur darauf, beobachten es und erlauben ihm, gefühlt zu werden, ohne zu versuchen es zu verändern. Mit der Bereitschaft, ein Gefühl loszulassen, wird es zu gegebener Zeit auslaufen.

10. Ein starkes Gefühl kann zurückkommen, was bedeutet, dass da noch mehr ist, das betrachtet und aufgegeben werden will.

11. Um sich einem Gefühl zu ergeben, ist es manchmal notwendig, damit anzufangen, das Gefühl, das da ist, über die jeweilige Emotion loszulassen (z.B. über die Emotion der Schuld, dass ich dieses Gefühl nicht haben sollte).

12. Um ein Gefühl loszulassen, ist es manchmal notwendig, den zugrunde liegenden Gewinn anzuerkennen und loszulassen (z.B. den «Nervenkitzel» an der Wut und die «Süsse» der Sympathie, ein hilfloses Opfer zu sein).

13. Gefühle sind nicht das wahre Selbst. Während Gefühle Programme sind die kommen und gehen, bleibt das wahre innere SELBST immer das Gleiche. Deshalb ist es notwendig, damit aufzuhören, sich mit den flüchtigen Gefühlen als Mich Selbst zu identifizieren.

14. Ignoriere Gedanken. Sie sind überwiegend endlose Rationalisierungen von inneren Gefühlen.

15. Egal was im Leben gerade geschieht, behalte die feste Absicht bei, negative Gefühle in dem Moment, in dem sie auftauchen, zu übergeben.

16. Triff die Entscheidung, dass Freiheit erstrebenswerter ist, als negative Gefühle zu haben.

17. Wähle, negative Gefühle aufzugeben, anstatt sie auszudrücken.

18. Übergib deinen Widerstand und deinen Zweifel gegenüber positiven Gefühlen.

19. Lass negative Gefühle los, aber teile positive.

20. Nimm wahr, dass das Loslassen von einem zarten, überall in dir spürbaren leichteren Gefühl begleitet ist.

21. Das Loslassen eines Wunsches bedeutet nicht, dass du nicht bekommst, was du dir wünschst. Es klärt lediglich den Weg, damit es geschehen kann.

22. Erhalte den Wunsch durch «Osmose». Begib dich in die Aura derjenigen, die schon haben, was du möchtest.

23. «Gleich und gleich gesellt sich gern.» Verbinde dich mit Menschen, die dieselbe oder eine ähnliche Motivation haben, und die die Absicht haben, ihr Bewusstsein zu erweitern und zu heilen.

24. Sei gewahr, dass dein innerer Zustand bekannt ist und von dir ausgestrahlt wird. Die Menschen in deiner Umgebung werden intuitiv erkennen, was du fühlst und denkst, auch wenn du es nicht verbal aussprichst.

25. Beharrlichkeit zahlt sich aus. Manche Symptome oder Krankheiten werden sofort verschwinden; andere können Monate oder Jahre brauchen, wenn der Zustand chronisch ist.

26. Lass den Widerstand gegen die Technik los. Beginne den Tag damit. Nimm dir am Ende des Tages Zeit, alle negativen Gefühle, die noch von deinen Tagesaktivitäten übrig sind, loszulassen.

27. Du bist nur dem unterworfen, was du in deinem Geist festhältst. Du bist nur abhängig von negativen Gedanken oder Überzeugungen, wenn du bewusst oder unbewusst sagst, dass sie auf dich zutreffen.

28. Höre auf, den körperlichen Störungen einen Namen zu geben; etikettiere sie nicht. Ein Etikett ist ein ganzes Programm. Ergib dich dem, was gerade gefühlt wird, was die Sinneseindrücke selbst sind. Wir können keine Krankheit fühlen. Eine Erkrankung ist ein abstraktes Konzept, das im Geist festgehalten wird. Wir können zum Beispiel «Asthma» nicht fühlen. Es ist hilfreich zu fragen: «Was fühle ich gerade?» Beobachte einfach nur den körperlichen Eindruck, wie z.B. «Enge in der Brust, pfeifendes Atmen, Husten». Es ist beispielsweise nicht möglich, den Gedanken «Ich bekomme nicht genügend Luft» zu erfahren. Das ist ein ängstlicher Gedanke im Verstand/Geist. Es ist nur ein Konzept, das «Asthma» genannt wird.

Auch der «Schmerz» ist nur ein Programm. In Wirklichkeit fühlen wir eine spezielle Körperempfindung. Der Prozess der Selbstheilung vollzieht sich schneller, wenn wir das Etikettieren oder das «Namengeben» von verschiedenen körperlichen Empfindungen loslassen.

29. Dasselbe trifft auch auf unsere Gefühle zu. Anstatt Gefühle zu etikettieren und ihnen Namen zu geben, können wir Gefühle einfach fühlen und die Energie, die dahinter ist, loslassen. Es ist nicht notwendig, dem Gefühl Angst ein Etikett zu geben, um seine Energie wahrzunehmen und diese Energie loszulassen.

Erkenntnis

Da wir alle Teil des «Grossen Ganzen» sind, heilen wir das in der Welt, was wir in uns selbst heilen. Jedes individuelle Bewusstsein ist mit dem kollektiven Bewusstsein auf der energetischen Ebene verbunden; daher entwickelt Heilung auf der persönlichen Ebene die kollektive Heilung. Indem wir uns ändern, verändern wir die Welt. Wenn wir liebevoller gegenüber uns selbst werden, geschieht auch Heilung im Aussen. So wie der Anstieg des Meeresspiegels alle Schiffe gleichzeitig anhebt, so erhebt das Ausstrahlen der bedingungslosen Liebe im menschlichen Herzen alles Leben.

Quintessenz

Lass los, den nächsten Moment vorwegnehmen zu wollen. Lass los, zu versuchen, ihn zu kontrollieren und zu versuchen, an dem Moment festzuhalten, der bereits vergangen ist. Lass los, dich daran festzuklammern, was sich gerade erst ereignet. Lass los, zu versuchen, das zu kontrollieren, von dem du denkst, dass es sich ereignen sollte.
Erst dann lebst du in einem unendlichen Raum aus «Nicht-Zeit» und «Nicht-Geschehnis». Dort existiert ein unendlicher Friede, der unbeschreibbar ist. Dann bis du Zuhause angekommen in deinem wahren SELBST.

Eine Zusammenfassung des Buches

«Lolassen»

Der Pfad widerstandsloser Kapitulation

von David R. Hawkins

Walter Fölmli, Juli 2022